Algerische Märtyrer werden seliggesprochen
Ordensgemeinschaften ‐ Der Film „Von Menschen und von Göttern“ machte vor allem die sieben ermordeten Mönche von Tibhirine bekannt. Die bevorstehende Seligsprechung von insgesamt 19 algerischen Märtyrern an diesem Samstag will aber über ihren Ruhm hinausweisen.
Aktualisiert: 06.12.2018
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Der Film „Von Menschen und von Göttern“ machte vor allem die sieben ermordeten Mönche von Tibhirine bekannt. Die bevorstehende Seligsprechung von insgesamt 19 algerischen Märtyrern will aber über ihren Ruhm hinausweisen.
Der Vatikan setzt ein Signal angesichts von islamistischem Terrorismus: Die Trappisten von Tibhirine und zwölf weitere algerische Märtyrer werden am Samstag (8. Dezember) seliggesprochen.
Die sieben französischen Trappisten des Klosters Notre-Dame de l'Atlas im Norden Algeriens wurden im März 1996 während des Bürgerkriegs entführt. Zu der Tat bekannte sich eine terroristische Splittergruppe, die die Freilassung eines ihrer Anführer verlangte. Gut zwei Monate später, Ende Mai, wurden die abgetrennten Köpfe der Mönche gefunden; die Körper blieben bis heute verschwunden.
Bis heute ist unklar, ob die sieben Trappisten tatsächlich von ihren Entführern oder aber vom algerischen Militär und Geheimdienst getötet wurden. Der französische Regisseur Xavier Beauvois griff die Ereignisse in seinem vielfach preisgekrönten Film „Von Menschen und Göttern“ (2010) auf – und machte ihr Schicksal damit einem breiteren Publikum bekannt.
Im Januar erkannte Papst Franziskus das Martyrium von insgesamt 19 Ordensleuten an, die zwischen 1994 und 1996 in Algerien ermordet wurden. Darunter sind die Trappisten von Tibhirine, der in die Luft gesprengte Dominikaner und Bischof von Oran, Pierre Claverie (1938-1996), sowie weitere Ordensmänner und -frauen, die für ihren Glauben starben. Ihre Seligsprechung findet nun am 8. Dezember, einem Marienfest, in Oran statt; die Zeremonie wird von Kurienkardinal Giovanni Angelo Becciu geleitet.
Der frühere Erzbischof von Algier, Henri Antoine Marie Teissier, betont, dass das nun abgeschlossene Verfahren „Pierre Claverie und 18 Gefährten“ tatsächlich allen Gewaltopfern gewidmet sei. Es gehe auch darum, den Algeriern und der muslimischen Gemeinschaft verständlich zu machen, dass in der Verpflichtung zur Verehrung der eigenen, christlichen Märtyrer auch eine Anerkennung für die Treue, die Arbeit und den Mut all jener Nichtchristen liege, die damals „denselben Preis bezahlt haben“. Dies gelte etwa auch für 99 ermordete Imame, die sich weigerten, die Legitimität der Gewalttaten jener Zeit anzuerkennen. Nach Angaben des heute 89-jährigen Erzbischofs entstand der Wunsch nach einer Seligsprechung der algerischen Märtyrer bei einer Pilgerfahrt nach Rom im Heiligen Jahr 2000. Papst Johannes Paul II. habe damals bei einer Gedenkfeier im Kolosseum für die Märtyrer des 20. Jahrhunderts auch die Trappisten von Tibhirine erwähnt.
Allerdings, so Teissier, habe es zu Beginn keineswegs Einstimmigkeit in der Frage gegeben. Andere Ordensgemeinschaften, etwa die Weißen Väter, verwiesen darauf, dass es in anderen Ländern Afrikas ebenfalls Opfer gegeben habe, so im Kongo oder in Ruanda – warum also die Algerier hervorheben? Und die Kleinen Schwestern vom Heiligsten Herzen Jesu hätten geltend gemacht, dass es nicht ihre Berufung sei, „sich in den Vordergrund zu setzen“. Es habe Jahre gebraucht, bis das Verfahren schließlich 2007 tatsächlich aufgenommen wurde.
Das es nun so schnell geht, hält der Erzbischof allerdings für wenig erstaunlich: Das Glaubenszeugnis der algerischen Märtyrer sei „von großer Aktualität“; siehe auch die Ermordung des französischen Priesters Jacques Hamel durch Islamisten im Juli 2016. Hamel, ein früherer Algerien-Soldat, hatte eine starke geistliche Bindung zu den Mönchen von Tibhirine. Und der Postulator (Anwalt) der „19 algerischen Märtyrer“, der Trappist Thomas Georgeon, sagte zuletzt, deren Seligsprechung könne auch eine neue geistliche Dynamik für den islamisch-christlichen Dialog bringen.
Unter dem Radar bleiben einstweilen Pläne, nach denen möglicherweise wieder eine religiöse Gemeinschaft ins Kloster Tibhirine einziehen könnte. Entsprechende Pläne hatte 2015 der Vorsitzende der algerischen Bischöfe und heutige Erzbischof von Algier, Paul Desfarges, offenbart. Seitdem bleiben aber weitere Informationen darüber aus. Nach seinen Worten wurde das Kloster seit dem Mord nie ganz aufgegeben. Regelmäßig werde es von in Algerien lebenden Priestern besucht. Einige einheimische Landarbeiter kümmerten sich um die rund 2.000 Obstbäume des Anwesens.