Tawadros II. weiht 68 Kirchen
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Tawadros II. weiht 68 Kirchen

Bedrängte Christen ‐ Einen Monat lang nimmt sich der koptisch-orthodoxe Papst Tawadros II. Zeit, seine Glaubensgeschwister in den Vereinigten Staaten zu besuchen. 68 Kirchen weiht er dabei - und spricht den Gläubigen Mut zu. Allgegenwärtig ist dabei das Heimatland der Kopten.

Erstellt: 28.09.2018
Aktualisiert: 26.09.2018
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Einen Monat lang nimmt sich der koptisch-orthodoxe Papst Tawadros II. Zeit, seine Glaubensgeschwister in den Vereinigten Staaten zu besuchen. 68 Kirchen weiht er dabei - und spricht den Gläubigen Mut zu. Allgegenwärtig ist dabei das Heimatland der Kopten.

Eigentlich hätte er bereits vergangenes Jahr kommen sollen. Damals ließ es sein Gesundheitszustand nicht zu. Nun ist es soweit: Seit 13. September ist der koptisch-orthodoxe Papst Tawadros II. in den USA unterwegs, um sich ein Bild der Situation seiner Glaubensgeschwister zu machen. Sein Programm ist äußerst straff: Tawadros II. trifft nicht nur viele Priester und Vertreter anderer Religionsgemeinschaften – er weiht auch gleich 68 neue Gotteshäuser.

Seit 2012 ist der 65-Jährige Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche. Sie geht auf das alexandrinisch-ägyptische Christentum der Spätantike zurück. Als Gründer gilt der Überlieferung nach der Evangelist Markus, der im ersten nachchristlichen Jahrhundert in Ägypten gelebt haben soll. Gemäß koptischer Tradition war er der erste Bischof von Alexandrien und erlitt 68 nach Christus den Märtyrertod. Heutzutage machen die Kopten etwa zehn Prozent der ägyptischen Bevölkerung aus.

Nach dem „Arabischen Frühling“ hatten die Christen auf mehr Rechte und Schutz in der muslimischen Mehrheitsgesellschaft gehofft.  Doch im ägyptischen Staat sind sie nach wie vor meist Bürger zweiter Klasse, werden benachteiligt und diskriminiert. Koptische Gotteshäuser sind zudem Zielscheibe islamistischer Terroranschläge – viele Tote inklusive. An Palmsonntag 2017 starben bei zwei Anschlägen auf Kirchen in Tantra und Alexandria 44 Menschen. Das Attentat in Alexandria überlebte Papst Tawadros II. nur mit Glück: Wenige Minuten zuvor hatte er das Gotteshaus verlassen.  

Tawadros II. unternahm bereits 2015 eine Reise in die Vereinigten Staaten. Damals war er allerdings nur in Kalifornien unterwegs. Rund 900.000 Kopten leben mittlerweile in den USA – die meisten davon sind bereits vor Jahrzehnten eingewandert. Bei seinem Empfang am Sitz der Koptisch-orthodoxen Erzdiözese Nordamerikas in Cedar Grove (New Jersey) sagte er zu rund 200 anwesenden Priestern, dass ihr Leben in Amerika kein Zufall sei. „Das ist Gottes Zweck für euch“, sagt Tawadros. „Vergesst nie, dass eure Präsenz hier eine Mission Gottes ist.“ Dennoch müssten die Kopten immer wissen, wo ihre Heimat sei.

Auch zur momentanen politischen Situation in Ägypten äußerte sich der koptisch-orthodoxe Papst. Bei der Weihe einer neuen Kirche in Queens habe Tawadros die Bemühungen des ägyptischen Präsidenten Abd-el-Fattah Al-Sisi um die Einheit des ägyptischen Volkes begrüßt, teilte die österreichische Stiftung „Pro Oriente“ mit. Ausdrücklich habe Tawadros die Gläubigen vor Falschmeldungen über die Situation in Ägypten gewarnt, die oft über die sozialen Medien transportiert würden. Viele dieser Nachrichten seien manipuliert. Ägypten habe – „wie alle Länder“ – „weiße, schwarze und graue Seiten“. Doch die Situation habe sich in den letzten fünf Jahren verbessert. Die Politik habe den „ehrlichen Wunsch“, die bestehenden Probleme zu lösen.

Tawadros II. wird noch bis Mitte Oktober durch die Vereinigten Staaten reisen. Regionale US-Medien berichten über die Freude der Gläubigen, ihr Oberhaupt zu treffen: Tausende Menschen jubeln ihm zu. „Die Gelegenheit, unseren Papst zu treffen, gibt es nur einmal im Leben“, sagt eine US-Koptin.

Von Matthias Altmann

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