Auch Emad feilscht hartnäckig. Zwei 20-Pfund-Scheine hält der Grundschüler in seinen Fingern, umgerechnet kaum mehr als zwei Euro. In der anderen Hand einen Druckstock aus Metall mit dem Bild der Jungfrau Maria. 50 Pfund will Tätowierer Imad Ilfanan für ein Tattoo dieser Größe. Freund Moussa hat die Prozedur schon hinter sich. Mit dem Blick eines tapferen Kriegers posiert er für ein Foto, den rechten Arm seines traditionellen Dschalabia-Gewandes bis zur Schulter hochgekrempelt, in der linken Hand den Druckstock seines Tattoos.
Wenn Moussa in ein paar Tagen die zum Schutz aufgetragene dicke Tintenschicht über seiner Tätowierung entfernen darf, wird ein beliebter ägyptischer Heiliger seinen rechten Oberarm zieren: Mina, umrahmt von zwei Kamelen – Schutzpatron der Familie, Beschützer der Waisen und der Krieger. Imad Ilfanan gibt schließlich nach. 40 Pfund für Maria sind genug, Schüler Emad bekommt sein Tattoo. Anders als viele Altersgenossen verzieht der Junge keine Miene unter der Nadel – die Hand von Moussa auf der Schulter, eine Traube von wartenden Kunden um den wackeligen Stuhl.
Nur einmal halten die Tätowierer inne. Wenn in allabendlicher Prozession die hölzerne Statue der Jungfrau vom katholischen Franziskanerkloster aus durch die Gassen getragen wird, ruhen die Nadeln. Für einen Moment stehen die Tätowierer ehrfürchtig stramm und strecken die tintengeschwärzten Finger Maria entgegen, die sie in hundertfacher Form täglich unter die Haut bringen.