Viele Menschen seien Gefangene einer egozentrischen Kultur und meinten, „dass eine Geste der Selbstlosigkeit ausreichen könne, um zufrieden zu sein, ohne sich direkt verpflichten zu lassen“. Dazu ruft der Papst die Kirche und ihre Gemeinden auf, wie im vergangenen Jahr konkrete Möglichkeiten der Begegnung mit bedürftigen Menschen zu schaffen, um aus erster Hand zu erfahren, wie diese die Welt und die Menschen um sie herum erleben.
Dabei kritisiert Franziskus öffentliche Vorwürfe an die Armen und die Aufforderung, diese sollten schweigen. Solche oft „dissonanten Stimmen“ seien nicht selten von „Angst vor den Armen bestimmt“, die Unsicherheit, Instabilität und Störungen mit sich bringen. Mit der Distanz zwischen sich und den Armen distanziere sich der Christ aber auch von Jesus Christus selbst, so der Papst.
„Wahrscheinlich“ sei der Welttag der Armen „wie ein Tropfen Wasser in der Wüste der Armut“, so der Papst. Dennoch könne er ein „Zeichen des Mitfühlens mit jenen in Not sein, damit sie die aktive Anwesenheit eines Bruders und einer Schwester spüren. Was die Armen brauchen, ist nicht ein Akt der Delegierung, sondern das persönliche Engagement jener, die ihren Schrei hören.“ In seinen Überlegungen bezieht Franzismus sich auf das Motto des Aktionstages, das dem 34. Psalm entnommen ist: „Da ist ein Armer, er rief und der Herr erhörte ihn.“
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