Frage: Kann sich die europäische Kirche da noch etwas abschauen?
Schick: Auch bei uns ist die Frage sehr präsent, wie Frauen – Ordensfrauen und Laien – stärker in Leitungsstrukturen der Diözesen mitwirken können. Das ist eine Aufgabe für uns. Wir diskutieren darüber schon lange. Es hat auch Fortschritte gegeben, aber wir sind noch nicht so weit, wie wir eigentlich sein wollen.
Frage: Die Bischöfe haben in ihrer Abschlusserklärung bekräftigt, dass sie für eine ganzheitliche Entwicklung des Menschen in allen Bereichen werben wollen: Schulen, Universitäten, Priesterseminaren. Gibt es hierbei eine gemeinsame Strategie?
Schick: Wir haben sehr klar erkannt, wo wir ansetzen müssen, damit ganzheitliche Entwicklung vorangeht. Jetzt müssen wir uns zusammentun, um Follow-up-Programme und Strategien zu entwickeln. Das wird in der nächsten Zeit geschehen. Wichtig ist, dass die Ausbildung in den Priesterseminaren und Ordensinstituten auf diesen Aspekt größeren Wert legt und Module entwickelt werden. Das gilt auch für uns in Europa und Deutschland. Wir sind manchmal sehr verkopft und spüren, dass die Seelen dabei leer werden. In unserem Bildungssystem setzen wir das sogenannte Verwertungswissen ganz hoch an, also etwa Mathematik und Sprachen. Aber das sogenannte Wertewissen und das spirituelle Wissen kommen zu kurz. Ganzheitliche Entwicklung ist keine Einbahnstraße und wir spüren bei uns auch Defizite, stellenweise gar Retardierung. Im Miteinander in der katholischen Kirche erkennen wir sie und helfen uns, sie zu überwinden.
Frage: Der afrikanische Kontinent gewinnt in der katholischen Kirche immer mehr an Gewicht. Welchen Einfluss hat das auf die Beziehungen mit den afrikanischen Bischöfen?
Schick: Da tut sich was. Die Bischöfe bekommen mehr Selbstbewusstsein. Ich bin nun schon einige Jahrzehnte mit ihnen im Kontakt. Die afrikanischen Bischöfe, Priester und auch die Laien spüren und zeigen: „Wir sind wer. Wir sind katholisch, wir bringen was ein und wir haben Zukunft.“ Mich freut das und ich finde es schön; es ist sowohl herausfordernd als auch anregend für uns Deutsche und Europäer.
Das Interview führte Claudia Zeisel
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