Ähnlich äußerte sich Anetta Kahane, Vorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung, die sich gegen Rechtsextremismus engagiert. Sie appellierte: „Ich bitte Sie alle, ins Netz zu gehen, damit da auch die zivile Gesellschaft vertreten ist und nicht nur die Idioten.“
Jörg Schönenborn, Moderator und Fernsehdirektor des Westdeutschen Rundfunks (WDR), fügte hinzu, Politiker, Journalisten und das auch Publikum liebten die Zuspitzung. „Seien wir ehrlich: Was erzählen wir selbst weiter? Zuzuspitzen, ein bisschen zu fantasieren, das ist menschlich.“ Jeder solle sich in Sachen Populismus an die eigene Nase fassen, zumal die Algorithmen der sozialen Netzwerke an diese menschliche Eigenheit anknüpften. „Wahrheit kann nie die Verdichtung auf einen Satz sein, sondern ist eine komplexe Diskussion.“ Populismus sei ein Wesenszug politischer Debatte – Verzerrung aber sei gefährlich.
Schönenborn warnte in diesem Zusammenhang vor „moralischer Überheblichkeit“ gegenüber bestimmten Sorgen, etwa vor unbegrenzter Zuwanderung. Dem entgegnete Kahane, es sei nicht überheblich, wenn man sich auf Demokratie, Grundgesetz und Menschenrechte beziehe.
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