Vatikan-Vertreter Duffé sprach zu Laudato si'
Als offizieller „Vertreter“ der Enzyklika ist auf dem Klimagipfel auch der Sekretär des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, Monsignore Bruno-Marie Duffé, aufgetreten. Er traf sich am Rande seiner offiziellen Rede mit zahlreichen katholischen Entwicklungsorganisationen und Klimaschützern und signalisierte seine Bereitschaft, sich auch mit Blick auf den kommenden Klimagipfel in Polen stärker mit ihnen zu vernetzen und auszutauschen.
Eine wichtige Lehre, die in seinen Augen aus der Umweltenzyklika Laudato si‘ für die Klimapolitik gezogen werden kann, ist das Hinausgehen an die Ränder, das direkte Gespräch mit den Armen, die meist am stärksten unter den Folgen des Klimawandels leiden. „Wir müssen auf die Resignation, Traurigkeit und Schwierigkeiten angesichts des Klimawandels eingehen und ein neues Paradigma schaffen. Es gilt, die Hoffnung und die Überzeugung bei Entwicklungsprogrammen nicht zu verlieren“, so Duffé. „Ich bin ein neuer Sekretär, ich habe also auch noch frische Hoffnung“, scherzt er.
Ecojesuits werben für Umwelterziehung
Die Bildung ist nach Duffé ein zentrales Instrument, um die Umweltenzyklika umzusetzen. Ein Beispiel sind die sogenannten „Ecojesuits“, ein Zusammenschluss von Jesuiten und ihren Partnern. Sie wollen Umwelterziehung vermehrt in ihre Schulen bringen und selbst für mehr Umweltbewusstsein in den Kommunitäten und bei den Gläubigen werben. Pedro Walpole, Jesuit in einem indigenen Dorf auf den Philippinen, lässt sich hierbei von seinen Dorfbewohnern inspirieren. „Die Kinder kennen hier 500 Pflanzenarten und ihre Verwendung. Und die Dorfbewohner wissen, wie sie Naturkatastrophen begegnen können. Wenn ein Taifun kommt, haben sie der Regierung da oft einiges voraus. Aber wir können von diesen Ländern nicht einfach erwarten, dass sie all die Anpassungen an den Klimawandel vornehmen. Und sie brauchen auch nicht einfach technologische Lösungen, sondern menschliche.“
Die katholische Kirche muss unterdessen darauf achten, den Klimaschutz in den eigenen Reihen voranzutreiben. „Laudato si‘ ist ein starker Aufruf, aktiv zu werden und drastische Veränderungen vorzunehmen – in unserem Lebensstil, unserer Spiritualität und der Art, wie wir uns engagieren“, sagt Tomas Insua, Leiter des Global Catholic Climate Movements (GCCM), das Laien, Priester, Ordensleute und Bischöfe weltweit zu einer Antwort auf die Papstenzyklika mobilisieren will.
„Die Kirche müsste ihre Investitionen in fossile Energie reduzieren und stärker als bislang auf ethische Investitionen setzen“, betont Insua. „Manche kirchliche Institutionen merken gar nicht, dass sie in fossile Energie investieren – etwa über einen Fonds, eine Bank oder ähnliches. Ohne es zu wissen, finanzieren sie die Umweltzerstörung.“ Des Weiteren müssten die Gemeinden auf ihren ökologischen Fußabdruck achten: „Gemeindehäuser und katholische Schulen sind oft noch sehr ineffizient beim Energieverbrauch. Sie verschwenden sehr viel schmutzige Energie, also Kohleenergie. Das hängt zusammen mit einer Wegwerfkultur, die Papst Franziskus in seiner Umwelt-Enzyklika Laudato si‘ anklagt.“
Die Organisation hat deshalb den sogenannten Eco-Parish-Guide für katholische Gemeinden erarbeitet, der ihnen etwa dabei hilft, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Außerdem gibt es in Anlehnung an die Umweltenzyklika ab kommendem Jahr den sogenannten Laudato si‘-Tracker, mit dem katholische Institutionen ihren ökologischen Fußabdruck überprüfen können. Die Organisation setzt hierbei auch verstärkt auf interreligiöse Zusammenarbeit. Auf dem Klimagipfel hat es bereits eine interreligiöse Klimaerklärung gegeben, in der religiöse Führer und Gläubige sich dazu verpflichtet haben, nachhaltiger zu leben und sie rufen andere auf, es ihnen nachzutun.
Von Claudia Zeisel
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