Frage: Beim Klimagipfel in Bonn begegnen Sie Vertretern von Bauern aus der ganzen Welt, etwa aus den Philippinen. Da wird berichtet von den Folgen des Klimawandels und dem Einsatz von Pestiziden des US-Saatgutherstellers Monsanto, den das deutsche Unternehmen Bayer demnächst zu übernehmen plant. Wünschen Sie sich gerade mit Blick auf die Bauern in ärmeren Ländern mehr Verantwortungssinn von Seiten der deutschen Wirtschaft?
Löwenstein: Eine Sache gilt global – egal, ob hier oder auf den Philippinen: Landwirtschaft ist ein Teil des Ökosystems. Und wenn dieses Ökosystem zusammenbricht, funktioniert Landwirtschaft auch nicht mehr. Wir nehmen das jetzt endlich wahr mit Blick auf das massive Insektensterben hier in Deutschland. Wir brauchen vor allem deshalb eine andere Landwirtschaft, weil wir sie momentan betreiben zu Lasten der Grundlagen, die die Landwirtschaft braucht, um produzieren zu können: Biodiversität, Wasser, Bodenfruchtbarkeit. Der Klimawandel, den die Landwirtschaft mit verursacht, ist rückwirkend ja auch wieder eine Beeinträchtigung der Produktionskapazität.
Wenn wir auf die Bauern in den Philippinen schauen, dann sehen wir agrarökologische Produktionssysteme, die versuchen, natürlichen Systemen so nah wie möglich zu sein. Dadurch können sie unabhängig werden von teuren Einkaufsmitteln wie industriellen Spritz- und Düngemitteln. Das ist die einzig wirklich funktionierende Alternative für die Kleinbauern. Die Kleinbauern sind ja keine aussterbende Spezies – im Gegenteil: In Asien umfasst ein landwirtschaftlicher Betrieb im Schnitt 1,4 Hektar. Die Welternährung beruht auf Kleinbauern. Das heißt, wenn wir über neue Agrarsysteme nachdenken, müssen wir diese Menschen im Blick haben.
Das Interview führte Claudia Zeisel
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