
Studie: Extremwetter vertreibt vor allem Arme
Klima ‐ Unwetter, Stürme oder Überschwemmungen: Extremes Wetter zwingt besonders arme Menschen zur Flucht. Laut einer Oxfam-Studie ist ihr Risiko um ein vielfaches höher als das von Menschen aus reichen Ländern.
Aktualisiert: 02.11.2017
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Extremes Wetter zwingt besonders die Armen zur Flucht. Menschen in ärmeren Ländern trügen ein fünffach höheres Risiko, wegen Unwettern, Stürmen oder Überschwemmungen zur plötzlichen Flucht gezwungen zu werden als Menschen in den reichen Ländern, heißt es in dem am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Bericht „Uprooted by Climate Change“ („Entwurzelt durch den Klimawandel“), den die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam im Vorfeld der Bonner Weltklimakonferenz COP23 vorstellte.
Demnach mussten 2008 bis 2016 im Schnitt pro Jahr rund 14 Millionen Menschen in ärmeren Ländern Schutz vor Unwettern, Stürmen und Überschwemmungen suchen - 0,42 Prozent der Bevölkerung. In reicheren Ländern waren dagegen nur knapp eine Million Menschen im Jahr betroffen - ein Anteil von 0,08 Prozent der Bevölkerung.
2016 zwangen plötzlich auftretende Unwetter dem Bericht zufolge insgesamt 23,5 Millionen Menschen in die Flucht. Menschen, die wegen sich längerfristig entwickelnden Extremwetterlagen, etwa infolge schwerer Dürren, ihre Wohnorte aufgeben mussten, sind dabei noch nicht berücksichtigt. In den ersten neun Monaten des Jahres 2017 betraf dies nach Oxfam-Schätzungen mindestens 1,9 Millionen Menschen.
Der Report schildert, wie Menschen der drohenden Vertreibung durch den Klimawandel begegnen - so auch im Pazifikstaat Fidschi, der den Vorsitz der am Montag beginnenden Weltklimakonferenz innehat. Dort waren wegen des Zyklons Winston rund 55.000 Einwohner obdachlos geworden; die ökonomischen Schäden summierten sich auf ein Fünftel der Wirtschaftsleistung des Landes. Auch im Inselstaat Kiribati zieht die Regierung Umsiedelungen in Betracht - als letzte Möglichkeit, denn trotz steigender Ozeane und heftigerer Stürme möchten die Menschen in ihrer Heimat bleiben.
Oxfam betont, dass Unwetter und Dürren nicht einfach auf den Klimawandel zurückgeführt werden könnten. Wissenschaftlern zufolge steige jedoch die Wahrscheinlichkeit von Starkregen, Trockenheit und anderen extremen Wetterlagen, wenn die Atmosphäre sich erwärmt. Deshalb verschärft der Klimawandel nach Ansicht von Oxfam Hunger und Armut.
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