Für viele Länder ist das ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Laut dem Magazin „Jeune Afrique“ überwiesen Nigerianer aus der Diaspora 2016 rund 19 Milliarden US-Dollar zurück in die Heimat. In Liberia machten 2015 die Auslandsüberweisungen 31 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Allerdings wirkte sich in dieser Zeit auch noch die schwere Ebola-Krise aus.
Über die Perspektivlosigkeit in der Region sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der G20-Afrika-Partnerschaftskonferenz im Juni: „Wenn es in Afrika zu viel Hoffnungslosigkeit gibt, dann sagen junge Menschen auch: Wir müssen uns woanders auf der Welt ein neues Leben suchen.“ Eine Reihe von Maßnahmen soll das ändern. Als Prestigeprogramm der Bundesregierung gilt „Compact with Africa“, wodurch im großen Stil Privatinvestitionen auf den Kontinent fließen sollen. Westafrikanische Partnerländer sind die Elfenbeinküste und der Senegal, laut Transparency International (TI) auf Rang 108 bzw. 64 von 176 im Korruptionsindex. Korruption ist neben schlechter Infrastruktur einer der Gründe für Unternehmer, die Region zu meiden.
Zudem gibt es eine Vielzahl EU-Programme, die Afrikaner von der Reise nach Europa abhalten sollen. Ende Juli kündigte die EU die Bereitstellung von 46 Millionen Euro zur Verstärkung des libyschen Grenzschutzes an. Mit weiteren 90 Millionen Euro sollen „Migrationsströme gesteuert“ werden. Finanziert werden Gesundheitsversorgung, Wirtschafts- und Bildungsprogramme.
Man verspricht Unterstützung für Kleinunternehmer, Frauen und junge Menschen. All das gibt es aber schon seit Jahrzehnten im Rahmen von Entwicklungszusammenarbeit. Laut dem zuständigen Bundesministerium wurden etwa allein Mali 2013 und 2014 rund 130 Millionen Euro zugesagt. Bis zur Krise 2012 galt das Land ohnehin als Geberliebling und belegte 2011 trotzdem nur Rang 175 auf dem Weltindex der menschlichen Entwicklung – woran sich nichts geändert hat.
Einstweilen reißt die Zahl der Migranten nicht ab. Laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR überquerten in den ersten sieben Monaten 5.562 Malier das Mittelmeer. Spitzenreiter aus Westafrika bleibt aber Nigeria mit 16.319 Personen.