Südafrikas Weinbauern freut es: Die Fastenzeit ist vorbei. Tatsächlich ist die Weinindustrie mehr als nur ein lukrativer Sektor, sie ist ein Spiegel von Südafrikas Gesellschaft. 1652 brachte der Holländer Jan van Riebeeck den ersten Weinstock in die damalige Kapkolonie. Vom ersten Tag an schufteten Schwarze auf den Farmen als Sklaven. Später wurde Wein „made in South Africa“ zum Kultgetränk in der ganzen Welt. Und zu Hause? Weiterhin gab es für die Arbeiter keine Gleichstellung. Bis 1961 war gar der Verkauf von Wein an Schwarze verboten.
Seitdem hat sich das Blatt gewendet. Zumindest für Sheila Hlanjwa. Sie gehört der aufstrebenden schwarzen Weinelite an. Ihren Abschluss in Weinmanagement machte die 50-Jährige an der Uni Stellenbosch in der Gesellschaft vorwiegend weißer, männlicher und Afrikaans sprechender Kollegen. „Als ich den Raum betrat, fragten sie mich, was ich hier will“, erinnert sie sich. Lange habe sie um Anerkennung gekämpft. Mittlerweile vertreibt Hlanjwa ihre eigene Weinmarke und ist Mitglied des im Februar gegründeten „Treasure Chest Collective“ (TCC). Die Organisation vereint 14 schwarze Winzer, deren Weine Namen in den Landessprachen isiXhosa oder Sesotho tragen - eine Premiere auf den grünen Flaschen.
20 Prozent der Weinkonzerne in schwarzen Händen
Auch Witbooi kennt die Herausforderungen: „Ich telefoniere oft mit Klienten und Lieferanten. Wenn ich sie dann zum ersten Mal persönlich treffe, sind sie erstaunt, dass ich eine schwarze Weinbäuerin bin. Keine Worte, aber ihr Ausdruck verrät sie.“
Landesweit befinden sich nur etwa 20 Prozent der 780 Weinkonzerne in schwarzen Händen. Einer davon ist M'hudi. Gemeinsam mit ihrem Mann betreibt Malmsey Rangaka die Farm bei Stellenbosch - beide gaben dafür ihr Dasein als Akademiker auf. „Als Nelson Mandela die Demokratie einläutete, ermutigte er schwarze Leute, das Land zu bewirtschaften und Jobs zu schaffen. Mit dieser kleinen Weinfarm nahmen wir die Herausforderung an, um Teil des großen Wandels in unserem Land zu sein.“