Die Wurzel des Problems liegt tiefer
Laut dem Präsidenten der kamerunischen Bischofskonferenz, Erzbischof Samuel Kleda, liegt die Wurzel des Konflikts aber tiefer als einfach nur bei Sprachunterschieden. „Die wirklichen Ursachen der Krise sind meines Erachtens die Ungerechtigkeit, die Korruption, die inadäquate Verteilung der Güter in diesem Land. Das hat alles mit schlechter Regierungsführung zu tun.“
Dem pflichtet Frank Wiegandt vom katholischen Hilfswerk Misereor bei. Paul Biya, der erst vor wenigen Tagen Papst Franziskus im Vatikan besuchte, ist der am längsten amtierende Präsident Afrikas. „Kamerun ist eine Gerontokratie, der erste Mann im Staat ist 84 Jahre alt, davon 34 Jahre an der Macht. Der zweite Mann im Staat ist 82 Jahre alt. Dabei ist die Mehrheit der Bevölkerung unter 20 Jahre alt!“ Im kommenden Jahr stehen zudem Wahlen an, bei denen sich der dann 85-Jährige zum siebten Mal in Folge zum Staatsoberhaupt wählen lassen will.
Das eigentlich reiche Land hat wie so viele afrikanische Staaten ein Verteilungsproblem, der Reichtum kommt aufgrund der schlechten Regierungsführung, der Korruption und der Vetternwirtschaft bei der Bevölkerung nicht an.
Kirche fordert Zusammenhalt
Erzbischof Samuel Kleda appelliert dennoch an den Zusammenhalt: „Weder Sprachen, noch Kulturen dürfen uns zu Feinden machen. Wir müssen den gemeinsamen Feind bekämpfen: Ungerechtigkeit, Hass, Egoismus. Die einzige Lösung ist Gerechtigkeit, Frieden, Versöhnung.“ Darum riefen die Bischöfe Kameruns zu einem ehrlichen und offenen Dialog zwischen Staat und Vertretern der Lehrer, der Anwälte und der Zivilgesellschaft auf, so der Erzbischof von Douala.
Unterstützung im Konflikt gibt es auch von der Diözese Limburg, die seit 30 Jahren Partner des anglophonen Bistums Kumbo ist. Sie schafft Aufmerksamkeit für den von der internationalen Öffentlichkeit bislang vernachlässigten Konflikt. Der Bischof vom Kumbo, George Nkuo, bittet die Partner in Deutschland, sich auch an die Regierung Kameruns zu wenden; es brauche Krisenmanagement von außen: „Die Regierung Kameruns hat die Macht und das Instrumentarium einen konstruktiven Dialog einzuleiten, je eher, desto besser. Wenn es so weiter geht, werden die Extremisten sehr leicht die Überhand gewinnen und unserem Land großes Unheil und Schaden zuführen. Der Funke ist schon fast übergesprungen auf die verbitterte Bevölkerung und diese wird bei der kleinsten Provokation wild und gewalttätig werden.“
Von Claudia Zeisel
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