Frage: Medienberichten zufolge wird die Mittelmeerroute auch von kriminellen Netzwerken genutzt, die etwa Frauen nach Europa schleusen, um sie dort in die Prostitution zu schicken. Inwiefern haben Hilfsorganisationen wie Caritas International mit diesem Thema schon Erfahrungen gemacht?
Klitsch-Ott: Dieses Phänomen gibt es. Berichten unserer Caritaskollegen in Italien zufolge unterhalten die, die professionell Frauen in Afrika mit falschen Versprechungen anwerben, um sie in Europa in die Prostitution zu zwingen, noch einmal ganz eigene Strukturen. Diese Frauen sitzen nicht unbedingt in den Schlauchbooten, die in Libyen starten, sondern werden professioneller eingeschleust. Das Thema Prostitution stellt sich aber auch noch auf eine andere Weise: Vielen Frauen, besonders wenn sie mit Kindern unterwegs sind, geht auf dem Weg nach Norden das Geld aus und sie sind deshalb gezwungen, in die Prostitution zu gehen, um ihren Lebensunterhalt in Nordafrika zu verdienen und die weitere Fluchtetappe zu finanzieren. Die Gefahr, dass sie in die Prostitution gezwungen werden, ist für diese Frauen ziemlich hoch.
Das Interview führte Claudia Zeisel
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