Ganz wichtig ist aber vor allem, dass Regierung, FARC und die internationale Gemeinschaft ihren Willen zum Ausdruck gebracht haben, die erzielten Abkommen aufrechtzuerhalten und Wege finden wollen, jene anzuhören, die mit „No“ gestimmt haben: mit der Absicht, deren Forderungen soweit wie möglich in die Abkommen einzubeziehen.
Ich bin davon überzeugt: Jetzt, wo das Thema Frieden in unserem Land so hoch auf der nationalen wie internationalen Agenda steht, besteht eine einzigartige Gelegenheit, den gewünschten Frieden zu erreichen. Natürlich müssen wir uns aber auch bewusst sein, dass Frieden in Kolumbien noch wesentlich mehr fordert als Abkommen zwischen der Guerilla FARC und der Regierung. Es ist auch wichtig, dass
1) die anderen bewaffneten Akteure an den Verhandlungstisch kommen,
2) wir erkennen, dass wir eine gespaltene Gesellschaft sind, in der es Mangel an Information und Bildung sowie viel Misstrauen gibt und
3) uns klar wird, dass wir in einigen Bereichen eine schwache politische Kultur haben und in anderen eine durch Gewalt geprägte.
Daher macht das Ergebnis der Volksabstimmung deutlich, dass wir dringend grundlegende Veränderungsprozesse in unserem Land brauchen. Der Aufbau des Friedens braucht die aktive Beteiligung aller gesellschaftlichen Akteure.
Es gibt Wege der Hoffnung. Niemals hat es eine so entschlossene Unterstützung der internationalen Gemeinschaft gegeben. Ich bin zutiefst vom „Si“ überzeugt, das ein unerlässlicher Schritt hin zum Frieden ist, aber noch mehr davon, dass das größte Kapital unsere Menschen sind, die aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft heraus ein anderes Land aufbauen können, das demokratisch und insbesondere nicht gewaltsam ist. Die größte Aufgabe hat erst begonnen.
Von Natalia E. Velásquez Rios
Aus: Weitblick. Blog der Diözese Eichstätt. Mit freundlichem Dank für die Genehmigung.
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