P. Francis: Am 10. Juli, einem Sonntag, waren wir Steyler Missionare morgens zu dritt bei einem Gottesdienst in Limuro – das ist eine unserer Außenstationen. Nach der heiligen Messe informierte uns einer der Dorfältesten von Limuro über Unruhen zwischen Regierungssoldaten und Rebellen in der Hauptstadt Juba und im nahegelegenen Kenyi, einem Ort, den wir auf dem Rückweg zu unserer Missionsstation passieren mussten. Mit Gottes Hilfe sind wir trotzdem ohne Probleme zurück nach Lainya gekommen. Doch als wir uns der Stadt näherten, konnten wir überall Menschen beobachten, die ihre Besitztümer packten und in alle Richtungen flüchteten. Auch am nächsten Tag setzte sich dieser Exodus fort. Um die Mittagszeit am 11. Juli übernahmen dann die Rebellen die Stadt.
Frage: Sie selbst sind zunächst nicht geflüchtet. Warum?
P. Francis: Die Stadt wurde in den folgenden Tagen heftig umkämpft. Regierungssoldaten versuchten, sie zurückzuerobern. Von unserer Missionsstation hörten wir immer wieder heftige Schusswechsel, wir sahen, wie öffentliche Gebäude und die Häuser der Einwohner brannten. Am Anfang suchten gut 160 Menschen auf unserem Gelände Schutz. Wir beschlossen, so lange zu bleiben, wie Menschen Schutz bei uns suchten. Bereits eine Woche später waren die meisten, die bei uns untergekommen waren, weitergezogen. Am Ende blieben eine Handvoll Südsudaner und Ugander übrig – und uns gingen die Nahrungsmittel und Medikamente aus.
Frage: War die Steyler Missionsstation auch Ziel von Angriffen?
P. Francis: Zunächst nicht. Nachts streunten betrunkene Regierungssoldaten durch die Straßen von Lainya und schossen wild um sich. Am 26. Juli fielen Soldaten auch über unser Gelände her. Sie schüchterten uns mit ihren Waffen ein, wählten zwei der Ugander aus, schleppten sie in die Nähe der Kirche und feuerten auf sie. Einer der Ugander war sofort tot. Wir setzten seinen Leichnam später auf unserem Gelände bei. Der andere wurde schwer verletzt. Pater Romy versorgte seine Wunden, so gut es ging. Immer wieder suchten Soldaten unser Gelände heim, durchsuchten und plünderten unsere Räumlichkeiten. Wir organisierten unsere Abreise. Als die Soldaten uns verließen, hinterließen sie ein Schlachtfeld: Überall Matratzen, Moskitonetze und Kleidung, die sie aus den Hütten der Lokalbevölkerung geraubt hatten. Tagelang versuchten wir, sicheres Geleit nach Yei für uns und die verbliebenen, etwa 20 Flüchtlinge auf unserem Gelände zu arrangieren.
Frage: Sie konnten sich schließlich nach Yei retten und haben sich dort entschieden, das Land zu verlassen.