Schick: Die Maximilian-Kolbe-Stiftung ist keine zusätzliche Gründung. Das Maximilian-Kolbe-Werk wurde 1973 von den deutschen Katholiken als humanitäres Werk gegründet, das den Überlebenden der nationalsozialistischen Konzentrationslager und Ghettos Unterstützung und Hilfe zuwenden sollte. Es hat großartige Arbeit für die Opfer des Nationalsozialismus geleistet. Dadurch hat es auch den Friedensprozess zwischen Deutschen und Polen und anderen Nationen, die vom Hitler-Terror heimgesucht wurden, gefördert. Die KZ-Opfer werden aber immer weniger. Deshalb hat das Werk selber zusammen mit der deutschen und der polnischen Bischofskonferenz beschlossen, die Maximilian-Kolbe-Stiftung als Nachfolgeorganisation zu gründen.
Wenn es keine KZ-Opfer mehr gibt, weil alle verstorben sind, dann werden die Versöhnungs- und Friedensprozesse noch nicht abgeschlossen sein. Die Stiftung sieht ihren Sinn und Zweck darin, vor allem junge Menschen zu Promotoren der Versöhnung und des Friedens für ihre Länder auszubilden. Dafür organisiert sie Workshops und Symposien, Wallfahrten und Gottesdienste, Ausstellungen und wissenschaftliche Kongresse.
Frage: Was unterscheidet die Projekte der Stiftung von anderen Projekten der Versöhnungsarbeit?
Schick: Der Hauptunterschied besteht darin, dass bei der Stiftung das Evangelium die Basis für die Versöhnungsarbeit ist. Evangelium Jesu Christi beinhaltet konkret: Unantastbare, von Gott jedem Menschen gegebene Würde und für alle Menschen die gleichen Grundrechte; es beinhaltet den Aufruf, stets neu zu vergeben und zu verzeihen. Es legt Zeugnis davon ab, dass in der Liebe Christi der Mensch alles vermag und Versöhnung und Frieden für alle erreichen kann.
Frage: Welches konkrete Beispiel aus der Stiftung macht für Sie deren Aufgabe am besten deutlich?
Schick: Ich möchte auf den Workshop hinweisen, den die Stiftung seit 10 Jahren jedes Jahr um den Gedenktag des heiligen Maximilian Kolbe (14. August) herum organisiert. Junge Menschen aus ganz Europa, vor allem aus Osteuropa, Ukraine, Russland, Kroatien, Serbien, aber auch aus Irland, Spanien kommen zusammen, hören sich Vorträge an, bedenken, was in Auschwitz zwischen 1940 und 1945 geschehen ist und dass auf dem Gelände des Konzentrationslagers ehemalige Feinde sich die Hände gereicht haben. Sie sprechen mit Überlebenden des KZ. Sie betrachten das Evangelium, feiern Gottesdienst und nehmen den Auftrag mit nach Hause, sich für Versöhnung und Frieden in ihren Nationen und über ihre Nationen hinaus weltweit einzusetzen.
Von Christian Wölfel (KNA)
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