Zenari verwies zudem auf mehrfache Angriffe mit Chemiewaffen in den vergangenen Jahren. Allerdings habe man für deren Einsatz „noch nicht die Schuldigen ermittelt“. Weiter gerieten „täglich“ Krankenhäuser, Schulen und Märkte, aber auch Flüchtlingslager, Kirchen und Moscheen unter Beschuss. Dabei seien die kriegführenden Parteien verpflichtet, internationale Menschenrechte zu achten und Zivilisten zu schützen, so Zenari. „Die Zivilbevölkerung bezahlt einen hohen Preis, denn diese Menschen sind die unschuldigsten an diesem Konflikt.“
Der Diplomat beklagte vor allem die minderjährigen Opfer. Viele Kinder seien durch Granatsplitter verwundet oder verstümmelt. Andere seien sexueller Gewalt ausgesetzt oder würden zum Kriegsdienst gezwungen. Mehr als zwei Millionen Kinder erhielten keine Schulbildung. In manchen Gebieten unter der Kontrolle des sogenannten Islamischen Staates würden Frauen und Mädchen „wie Vieh auf dem Markt“ gehandelt, so der Nuntius.
Papst verurteilt Gewalt gegen Zivilisten in Aleppo
Zenari verwies zugleich auf den Ruf des Papstes nach einer Friedenslösung für Syrien. Franziskus hatte beim Mittagsgebet am Sonntag auf dem Petersplatz die Kampfhandlungen um die eingekesselte syrische Stadt Aleppo verurteilt.
„Es ist inakzeptabel, dass so viele schutzlose Menschen, auch so viele Kinder, den Preis für den Konflikt zahlen müssen“, so der Papst. Zugleich geißelte er Gleichgültigkeit und einen „mangelnden Friedenswillen der Mächtigen“.
Jesuit: Syrien braucht internationale Friedensbemühungen
Auch der ehemalige Direktor der Jesuiten im Mittleren Osten, Pater Nawras Sammour, hatte die internationale Gemeinschaft am Wochenende zu diplomatischen Friedensbemühungen aufgerufen. Den seit Jahren geführten Bürgerkrieg könne das Land nicht mehr ohne Hilfe von außen lösen, sagte Sammour der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Sonntag in München. Die internationale Gemeinschaft müsse daher den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad „trotz vieler Missstände in dessen Regierung“ als „echten Dialogpartner“ gewinnen. Das schließe auch dessen Bündnispartner, Russlands Präsidenten Wladimir Putin, ein.
Viele Syrer unterstützten die Regierung, erinnerte Sammour. Sie sei noch am ehesten offen für einen Dialog. Der Jesuit ist derzeit Gast des katholischen Missionswerk Missio München. In den Räumlichkeiten des Hilfswerks kamen am Wochenende 30 Flüchtlinge aus Aleppo zusammen, die sich bis zu ihrer Flucht nach Deutschland selbst als Ehrenamtliche in der inzwischen nur noch 1,5 Millionen Einwohner zählenden Stadt im Norden Syriens engagiert hatten. Die Kriegsschäden in Aleppo seien erkennbar höher als in Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg, so der Pater, der in Aleppo aufgewachsen ist. (lek/KNA)
© weltkirche.katholisch.de