Die brasilianische Verfassung spreche den Indigenen zwar eigenes Land zu, erklärte der Adveniat-Experte. Die Politik und Rechtsprechung seien aber so „trickreich“ gewesen, die Bodenschätze unter der Erdoberfläche auf diesen indigenen Territorien zur Ausbeutung freizugeben. Die Ureinwohner im Amazonasgebiet stehen auch im Mittelpunkt des Adveniat-Jahresthemas. Es heißt „Bedrohte Schöpfung – bedrohte Völker“.
Misereor kritisiert anhaltende Menschenrechtsverletzungen
Auch das Entwicklungshilfswerk Misereor machte anlässlich des UN-Gedenktags auf die prekäre Lebenssituation indigener Völker aufmerksam. Wie die Organisation am Mittwoch in Aachen mitteilte, seien in dem brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul kürzlich rund 300 Indigene der Guarani-Kaiowa gewaltsam von einer Farm vertrieben worden. Sie beanspruchten unbewohnte Grundstücke als Stammesland ihrer Vorfahren. Die Guarani-Kaiowa sind die zweitgrößte Gruppe der 305 bekannten indigenen Völker Brasiliens.
Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel betonte, durch fehlenden Zugang zu Land und Perspektivlosigkeit in den Reservaten sähen viele Indigene keine Alternative, als ihr angestammtes Land zu besetzen. Auch in anderen Bundesstaaten würden Indigene für Agrarflächen oder industrielle Großprojekte vertrieben.
Indigenen-Missionsrat erhält Beraterstatus bei der UN
Laut des von Misereor und Adveniat unterstützten Rates für indigene Völker (CIMI) der brasilianischen Bischofskonferenz seien seit August 2015 in Mato Grosso do Sul mindestens 25 paramilitärische Angriffe auf die Guarani-Kaiowa zu verzeichnen. Der Indigenen-Missionsrat setzt sich in Brasilien für die Verbesserung der Lebenssituation und die Stärkung der politischen Einflussnahme der Indigenen ein. Die Nationalstelle von CIMI erhielt vor kurzem einen besonderen Beraterstatus im Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen in New York.
Wie Adveniat mitteilte, würdigte der Präsidenten des Indigenen-Missionsrats, Dom Roque Paloschi, diesen Schritt als ein Zeichen der Anerkennung der Arbeit des CIMI. Dank des Beraterstatus‘ werde es nun noch besser möglich sein, sich auf internationaler Ebene für die Rechte der indigenen Völker einzusetzen.
Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen kritisierten anlässlich des Gedenktags, dass viele indigene Kinder und Jugendliche „immer noch keinen ausreichenden Zugang zu geeigneten Bildungsangeboten“ hätten. Nötig sei eine „Bildungsarbeit, die auf indigenen Sprachen, Überzeugungen und Werten basiert“, betonten die UN-Experten in Genf. Die Regierungen der betroffenen Länder müssten mit indigenen Völkern „im Geist der Partnerschaft“ zusammenarbeiten, um bestehende Diskriminierungen abzubauen.
Der Welttag der indigenen Völker wird jährlich am 9. August begangen. An diesem Tag im Jahr 1982 kam die UN-Arbeitsgruppe über Indigene Bevölkerungen zum ersten Mal zusammen. Die Vereinten Nationen riefen den Gedenktag erstmals 1995 aus. (lek/KNA/Misereor/Adveniat)
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