Nach Ansicht von Bröckelmann-Simon würde eine Schließung der Lager das Flüchtlingsproblem nicht lösen. „Die meisten Betroffenen werden sich innerhalb Kenias an anderer Stelle illegal ansiedeln. Zudem würde die Zahl derjenigen, die sich auf den gefährlichen Weg Richtung Europa machen, sicherlich ansteigen.“ Nicht auszuschließen sei aber auch, dass die Menschen in benachbarten Staaten wie Uganda, Tansania und Äthiopien Schutz suchten, in denen bereits jetzt viele Flüchtlinge versorgt werden müssten.
Misereor wertet die Ankündigung der Lager-Schließungen auch als Mahnung an die internationale Gemeinschaft, Kenia bei der Bewältigung seiner Flüchtlingsprobleme stärker zu unterstützen. „Kenia hat über viele Jahre in bemerkenswerter Weise Gastfreundschaft gezeigt. Wir dürfen das Land mit dieser großen Belastung nun nicht allein lassen.“
UN warnt vor Schließung der Lager
Auch das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) würdigte den Einsatz des ostafrikanischen Lands für die Flüchtlinge. „Fast ein Viertel Jahrhundert lang spielte Kenia eine Schlüsselrolle am Horn von Afrika, wenn es darum ging, Menschen aufzunehmen, die vor Krieg und Verfolgung flohen“, lobte das UNHCR vergangene Woche in einer Mitteilung.
Zugleich warnte das UN-Flüchtlingshilfswerk vor einer Schließung der beiden Lager. Die Probleme, die mehr als 600.000 Afrikaner zur Flucht gezwungen hätten, seien nach wie vor ungelöst. Eine Rücksendung der Kriegsvertriebenen in ihre Herkunftsländer scheide daher aus, so das UNHCR. „In dem heutigen Kontext von 60 Millionen gewaltvoll Vertriebenen, ist es wichtiger denn je, dass internationale Asylverpflichtungen aufrechterhalten und ausreichend unterstützt werden“, hieß es. An die Regierung in Nairobi appellierten die Vereinten Nationen, die Schließung zu überdenken. Diese könne im Widerspruch zu internationalen Verpflichtungen des Landes stehen.
Das Flüchtlingslager Dadaab ist heute nicht nur wichtigstes Wirtschaftszentrum für die Region, sondern inoffiziell auch Kenias viertgrößte Stadt. In Kakuma bilden Südsudanesen die überwiegende Mehrheit. Wegen des zunehmenden Flüchtlingsstroms mussten die Vereinten Nationen die Zeltanlage an der Grenze zu Uganda 2014 für zehn Millionen US-Dollar um mehr als die Hälfte vergrößern. (lek/KNA/Misereor)
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