Seitdem leben die Menschen aus Qaraqosh bei Pater Jens. Zuerst in der Kirche, in den Fluren, im Salon, in der Bibliothek – überall im Kloster. Den Familien wurden winzige Parzellen zugeteilt, die durch Stoffbahnen abgetrennt waren. Auf so engem Raum gerieten die Flüchtlinge unter Stress. Pater Jens suchte eine Lösung. Nun leben seit einigen Wochen rund 100 Flüchtlinge in Containern nahe dem Kloster, für die anderen 80 wurden Wohnungen angemietet. „Der Lagerkoller ist jetzt zum Glück beendet“, sagt Pater Jens. Dies habe er sofort an den Gesichtern der Menschen gesehen, als die Familien ihre eigenen Räume bezogen.
Missio-Präsident Prälat Krämer besucht die Flüchtlinge: „Menschliche Tragödie“
„Pater Jens ist gut zu uns, er hat uns alles gegeben, was wir brauchen“, sagt Julian. Der 21-Jährige sitzt in einem karg eingerichteten Raum und sieht zu dem Mann herüber, der im Türrahmen steht. Es ist Prälat Klaus Krämer, Präsident von Missio Aachen. Er besucht das Projekt von Pater Jens, das auch Missio Aachen unterstützt, und möchte mit Pater Jens ausloten, welche Projekte für die Flüchtlinge das Hilfswerk noch unterstützen kann. „Die persönlichen Schicksale, die ich hier erlebe, sind deprimierend. Dass sich Menschen, die vor der Vertreibung ja ein gutes Leben führen konnten, jetzt hier auf neun Quadratmetern einrichten müssen, das ist schon eine menschliche Tragödie“, beschreibt Prälat Krämer die Eindrücke des Tages. „Von den rund 60 Millionen Flüchtlingen weltweit kommen ja nur rund fünf Prozent nach Europa, die anderen Flüchtlinge müssen im Nahen und Mittleren Osten, in Afrika und Asien versorgt werden“, so Prälat Krämer weiter. „Unsere kirchlichen Partner wie Pater Jens leisten hier Erstaunliches, sie tragen die Hauptlast der weltweiten Flüchtlingskrise, das darf angesichts der Debatten in Europa um die Flüchtlinge nicht vergessen werden, darauf machen wir immer wieder aufmerksam“, sagte der Missio-Präsident.