Frage: Im Februar hat die dritte und letzte Kampagnenphase, die Begegnungsphase, begonnen. Wie gestaltet sich diese?
Waller: Wir wollen bis März 2017 mindestens zehn Begegnungen mit Menschen aus anderen Weltregionen arrangieren, z. B. im Rahmen von Diskussionsveranstaltungen, Exkursionen, Kulturevents oder Ausstellungen. Das Motto lautet „Begegnung ist Dialog“. Es geht darum, anderen Leuten zuzuhören, sich auszutauschen und sich in die Lebenssituation des anderen hineinzuversetzen. Was versteht unser Gegenüber unter einem guten Leben für alle? Wir haben diese Leitfrage der Kampagne bisher immer aus der Perspektive einer Wohlstandsgesellschaft beantwortet. Jetzt wollen wir herausfinden, wie es in anderen Lebenskontexten und anderen Weltregionen aussieht. Ist dort gutes Leben für alle dasselbe, wie für uns in Deutschland?
Frage: Welche Begegnungen haben Sie geplant?
Waller: Die erste Begegnung fand in der vergangenen Woche im Rahmen der Renovabis-Pfingstaktion statt, die am Wochenende in Speyer eröffnet wurde. Bei einem Dialogabend in Kaiserslautern kamen Gemeindemitglieder mit drei Gästen aus Bosnien-Herzegowina, Litauen und der Ukraine ins Gespräch. Zudem gibt es über die katholische Hochschulgemeinde im Bistum Speyer Kontakte zu Studierenden in Ruanda, mit denen wir auch den Dialog suchen wollen. Wir sehen diese Begegnungen als Chance, die Initiative auch in solche Orte zu tragen, die bisher blinde Flecken in unserer Experimente-Phase waren. Ein weiteres Highlight sind die Reisen, die das Bistum Speyer zwischen November 2016 und März 2017 für weltkirchlich interessierte Katholiken anbietet. Unter dem Motto „Lernen von der Weltkirche“ werden hier Begegnungen mit Menschen in Südafrika, Nicaragua, England und auf den Philippinen stattfinden.
Frage: Sehr viele Menschen haben sich bisher an der Kampagne beteiligt – allerdings nur innerhalb der Bistumsgrenzen. Wenn es um die große Transformation der Gesellschaft geht: Ist die Aktion nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein?
Waller: Nein. Seitdem die Kampagne im August 2013 eröffnet wurde, stößt sie auch überdiözesan auf großes Interesse, zum Beispiel in den anderen Bistümern oder bei Eine-Welt-Initiativen. Wir haben die Kampagne unter anderem bei der Werkstatt Ökonomie in Heidelberg vorgestellt, die ihrerseits den ökumenischen Prozess „Umkehr zum Leben“ initiiert hat. Dieses Projekt verfolgt eine ähnliche Idee wie unsere Initiative. Hier steckt ein unglaubliches Potential. Um alle Lebensstil-Kampagnen zu vernetzen, die bisher kirchlicherseits in Deutschland angestoßen wurden, werden wir Mitte März 2017 eine große Bundeskonferenz organisieren. Die zweitätige Veranstaltung stellt das große Finale unserer Kampagne dar und ist hoffentlich der Anstoß für viele weitere Initiativen.
Das Interview führte Lena Kretschmann.
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