Das katholische Hilfswerk Missio Aachen rief die Bundesregierung auf, sich bei der Regierung in Pakistan für den Schutz von Minderheiten einzusetzen. Vor allem solle sie auf die Reform der sogenannten Blasphemiegesetze drängen, die Auslöser zahlreicher Gewalttaten seien. „Dieser feige Terror ist ein Anschlag auf die Menschen vor Ort, aber auch auf die universalen Werte von Frieden und Gerechtigkeit, für die wir in Europa einstehen müssen“, so Missio-Präsident Klaus Krämer.
Europa und der Terror
Immer wieder wird nach Anschlägen in der Türkei, Nigeria oder auch Pakistan die Kritik laut, die Solidarität sei längst nicht so groß wie bei vergleichbaren Taten in Europa. Auch diesmal fragten manche Nutzer auf Twitter, wo der Hashtag #jesuispakistan bleibe, analog zu #jesuischarlie nach dem Angriff auf die Redaktion des französischen Satiremagazins „Charlie Hebdo“ im Januar 2015. Ein solches Solidaritätsschlagwort gab es nicht, doch „Lahore“ stand am Ostermontag lange auf der Liste der meistgenutzten Hashtags bei Twitter – von Medienberichten und Reaktionen aus Politik und Kirche ganz abgesehen.
Erst am vorigen Mittwoch hatte der Blogger und Buchautor Sascha Lobo auf Spiegel Online erklärt, bei den Anschlägen von Brüssel oder Paris hätten viele Deutsche das Gefühl, „das könnten wir sein“. In Ankara oder Istanbul seien für die meisten Deutschen „doch eher die anderen“ betroffen. Dieses Gefühl haben viele Deutsche vielleicht auch bei der Bluttat in Lahore. Zugleich beschreiben viele den Eindruck, der Terror komme „immer näher“, so etwa der Bamberger Erzbischof Schick in Reaktion auf die Brüsseler Anschläge.
In Ländern wie Pakistan gehören Anschläge seit langem zum Alltag – wenn Terror jemals Alltag werden kann. Die Bewohner müssen mit der ständigen Bedrohung leben – wenn Menschen sich daran jemals gewöhnen können. Dieses Lebensgefühl scheint nun die Europäer einzuholen: Viele Menschen spürten insgeheim bereits, „wie sie sich einrichten im Unbehagen“, schrieb Dorothee Krings am Tag nach den Brüsseler Attentaten in einer Kolumne in der „Rheinischen Post“.
Dies auszubalancieren – weiterhin mitzufühlen, ohne zu verzweifeln; gegen Extremismus einzutreten, ohne in Panik zu verfallen – ist vielleicht genau die Aufgabe, vor der die Gesellschaft nun steht. Christen können sich ihr stellen in der Hoffnung und Überzeugung, dass die Osterbotschaft, so formulierte es der Freiburger Erzbischof Stephan Burger, „durch nichts und niemanden weggebombt werden kann“.
Von Paula Konersmann (KNA)
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