Philosophie als Grundlage
„Die grundsätzlichen Entscheidungen in meinem Leben waren sicher der Ordenseintritt und dann die Entscheidung, mich für Japan zu bewerben. Ich wollte den Glauben dorthin bringen, wo er wenig bekannt war, und zwar auf die Art, wie es mir liegt, also denkerisch verarbeitet. Wir sind in Japan sehr gut aufgenommen worden, sehr freundlich, in der Kirche, im Orden, aber auch von den Leuten, mit denen man allmählich bekannt wurde. Ich habe dann mit dem Theologiestudium begonnen und war gleichzeitig Dozent für Philosophie. Die Studenten wunderten sich damals, dass die Philosophie so einfach sei. Aber mit meinem Sprachschul- Japanisch konnte ich schwierige Dinge überhaupt noch nicht ausdrücken. Ich habe dann 40 Jahre hier an der Sophia-Universität Philosophie unterrichtet. Ich versuche vor allen Dingen, das Christentum zusammen mit einer geistigen Fundierung auch ins eigentliche Leben hineinzuführen und dadurch komme ich sehr eng mit den Menschen in Verbindung.“
Pater Klaus Riesenhuber ist in Japan nicht nur Philosophieprofessor geworden, sondern hat sich auch intensiv mit dem Zen-Buddhismus auseinandergesetzt und 1987 von Pater Enomiya Lassalle die Leitung des Zen-Zentrums übernommen.
Beweggründe für die Taufe
„Das Interessante ist ja, dass Japaner kein Problem damit haben, zur gleichen Zeit Shintoist, Buddhist und Christ zu sein. Japaner denken in dem Sinn nicht kirchlich. Ich glaube nicht, dass sie nicht an Gott glauben. Aber es ist natürlich die Frage, wie man über Gott redet. Es gibt eine Geschichte von Pater Pedro Arrupe, die ich mal gehört habe. Pater Arrupe taufte einen alten Mann und es kam die Frage auf, wieso er sich hat taufen lassen. Und Pater Arrupe meinte, dass er ihm Unterricht gegeben habe und die ganzen Gottesbeweise ihn wohl beeindruckt haben müssten. Und darauf sagte der alte Mann: ‚Nein, von Ihren Gottesbeweisen habe ich nichts verstanden. Aber ich kenne Sie schon 20 Jahre. Und da habe ich für mich gedacht: Was für Sie okay ist, ist auch für mich okay. Deshalb habe ich mich taufen lassen.‘ Und ich glaube, das ist bei vielen der Hintergrund. Da ist irgendein Suchen, man hat Leute als Vorbild gehabt und sagt dann: Ja, gut, das ist auch okay für mich.“
Pater Hans Wehmeyer fühlte sich schon seit seiner Kindheit zu Japan hingezogen und ist 1965 als Missionar nach Japan gekommen.
Mission als Austausch von Gaben
Für Pater Adolfo Nicolás, den Generaloberen der Jesuiten, ist Mission ein Austausch von Gaben: „Ein Missionar versucht, Gott in allen Dingen zu sehen, auch in den Menschen, denen er begegnet, und gleichzeitig tauscht er mit ihnen aus, was er hat. Mission besteht in der Hingabe des Missionars, sich selbst zu verändern und zu wandeln.“ Jeder der Jesuiten-Missionare hat dies auf seine Art umgesetzt. In der Reihe „Missionare im Gespräch“ kommen sie zu Wort und geben Einblicke in ihr Leben und Denken.
Aus: Jesuiten weltweit. Ausgabe Ostern 2016. Mit freundlichem Dank für die Abdruckgenehmigung.
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