Garmou: Ich würde mir wünschen, dass die Regierung in Berlin den Flüchtlingen Hoffnung auf Leben schenkt. Sie haben alles in ihren Heimatländern verloren. Zudem kann die Präsenz der Christen aus dem Nahen Osten auch eine Chance für Europa sein. Denn auf diese Weise kann der Westen die christlichen Wurzeln seiner Kultur neu entdecken. Wir hoffen indes, dass die Flüchtlinge bald wieder in ihre Heimat zurückkehren können.
Frage: Welche Rolle kann die katholische Kirche in der Politik im Iran spielen?
Garmou: Unsere Kirche ist keine politische Institution. Wir sind darauf reduziert, dass wir unsere Religion frei ausüben können. Von der iranischen Verfassung sind wir als religiöse Minderheit anerkannt.
Frage: Wie soll die Kirche auf die Konflikte im Nahen Osten reagieren?
Garmou: Es muss einen interreligiösen Dialog geben. Die verschiedenen Religionsgruppen sollten kooperieren, um Lösungen zu finden. Allerdings muss man darauf achten, dass Religion nicht politisiert wird.
Frage: Wie steht es um die Menschenrechte im Iran?
Garmou: Die Menschenrechte werden in keinem Land zu 100 Prozent respektiert. Das ist immer relativ. Natürlich haben wir das Recht zu leben. Das Regime im Iran ist allerdings zugleich politisch und religiös – nicht laizistisch wie in europäischen Ländern.
Frage: Welche Unterstützung erwarten Sie von den Christen in Europa?
Garmou: Die Kirchen im Westen unterstützen uns durch das Gebet. Es ist eine Quelle für Hoffnung und Mut, um den Herausforderungen im Alltag zu begegnen. Auf der anderen Seite können Geistliche aus dem Westen selbst in den Iran kommen und sich ein Bild von der Situation vor Ort machen.
Von Franziska Broich (KNA)
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