Frage: Ein Blick auf den immer noch nicht gefüllten Grünen Klimafonds, in dem die Industrieländer ab 2020 genau für diese Zwecke 100 Milliarden US-Dollar jährlich bereitstellen wollen, zeigt: Versprechen kann man viel.
Tuschen: Deshalb fordern wir unter anderem, die in Paris gemachten Zusagen und Zielvorgaben alle fünf Jahre zu prüfen. Außerdem braucht es einen grundlegenden Wandel in der Energieversorgung.
Frage: Das heißt?
Tuschen: Einen kompletten Ausstieg aus der fossilen Energie bis 2050 zugunsten von erneuerbaren Energien, an denen auch die armen Länder des Südens teilhaben sollen.
Frage: Ist das nicht ziemlich unrealistisch?
Tuschen: Studien von Umweltbundesamt und Greenpeace zeigen für Deutschland auf, dass es mit den bereits jetzt bekannten technischen Mitteln wie Photovoltaik-Anlagen oder Wind- und Wasserkraft möglich ist, bis 2050 eine Treibhausgas-Neutralität zu erreichen.
Frage: Aber damit wäre immer noch nicht den Entwicklungsländern geholfen.
Tuschen: Genau deshalb sollten die Verhandlungen in Paris eine Reihe weiterer Themen einschließen; zum Beispiel den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Hunger. Und dann sollten wir das wachstumsorientierte Wirtschaftsmodell hinterfragen.
Frage: Warum?
Tuschen: Das geltende Wachstums- und Entwicklungsparadigma beruht auf ungerechten Wirtschafts-, Sozial- und Politiksystemen und auf der ungleichen Verteilung von und Zugang zu Ressourcen wie Wasser und Land. Das zieht die Menschenrechtsverletzungen, Umweltschäden, soziale Missstände und Konflikte nach sich. Die Umweltkrise ist auch eine moralische Krise. Die internationale Politik sollte endlich die Lösungen aufgreifen, die schon längst auf lokaler Ebene vorliegen.
Von Joachim Heinz (KNA)
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