Schon jetzt suchen viele junge Menschen ihr Heil in den Städten. Die sind auf die Zuwanderung nur unzureichend vorbereitet. Selbst in der Hafenmetropole Daressalam sind beispielsweise die Wege abseits der Hauptachsen kaum geteert. Dafür sammeln sich Abend für Abend die gestrandeten Existenzen auf den Verkehrsinseln der großen Straßen, um dort ihr Lager für die Nacht aufzuschlagen. Beides, der Kampf gegen Armut und der Ausbau der Infrastruktur, gehört einer Umfrage von Ende September zufolge zu den drängendsten Problemen ihres Landes.
Aber auch die Konflikte in den umliegenden Staaten machen vor Tansanias Grenzen nicht halt. Mehr als 160.000 Flüchtlinge aus Burundi und dem Kongo ließen das Camp von Nyarugusu im Westen des Landes zu einem der überfülltesten Auffanglager weltweit werden. Vor wenigen Tagen erst startete das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR nach Verhandlungen mit der Regierung die Umsiedlung von 50.000 Burundiern in zwei andere Lager.
Missio besorgt über wachsenden Islamismus
Dass die politische Lage angesichts dieser Belastungen und trotz der mehr als 100 Ethnien bislang vergleichsweise stabil geblieben ist, kommt fast einem Wunder gleich. Dem Präsidenten des katholischen Hilfswerks Missio, Klaus Krämer, bereitet allerdings ein wachsender Einfluss von islamistischen Strömungen Sorge. Ein mögliches Indiz dafür: In den Städten sind immer mehr komplett verschleierte Frauen unterwegs.
Ein anderes Phänomen hat mit Verschleierung in übertragenem Sinn zu tun. „Politiker kaufen Journalisten, um ihre Kampagne wohlwollend zu begleiten“, umschreibt der Journalist Denis Mpagaze ungute Verflechtungen zwischen Politik und Medien. Als Dozent an der katholischen Universität St. Augustine, die in Tansania verschiedene Ableger hat, setzt sich der 35-Jährige für die Ausbildung unabhängiger Journalisten ein. Es sind Menschen wie Mpagaze, die den Slogan des Mobilfunkanbieters auf ganz eigene Weise mit Leben füllen: „Tumefika“ – „Wir packen das!“
Von Joachim Heinz (KNA)
© KNA