Frage: Herr Erzbischof, was erwarten Sie von dieser Synode?
Brislin: Unsere Arbeit ist noch nicht ganz beendet. Anschließend gehen die Empfehlungen an den Papst. Aber ich denke, dass Leute, die Änderungen hin zu einem Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedene als unmittelbares Ergebnis erwarten, vermutlich enttäuscht sein werden. Die Synode ist dennoch sehr wichtig, weil sie Auswirkungen dafür hat, wie wir Kirche sehen, unsere Pfarreien; und wie unsere Pfarreien nach dem Willen Christi sein sollten. Wir sind alle Kinder Gottes, und Christus kam für alle, für die Sünder kam er gleichsam wie ein Arzt für Kranke, um sie zu retten. Daher hoffe ich, dass Pfarreien mehr offen und willkommensbereit sind, und in anderer Weise „Kirche“ repräsentieren. Die Synode soll hier einen neuen Anfang setzen.
Frage: Bedeutet das ein klares Nein zu einem Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedene, oder sehen sie mehr Offenheit für besondere Einzelfälle?
Brislin: Ich erwarte und sehe hier mehr Offenheit, diese Fragen tiefer zu betrachten und gründlicher zu studieren. Menschen in besonderen Situationen – in stabilen, lang dauernden zweiten Verbindungen mit Familien – können diese zweiten Verbindungen nicht einfach im Stich lassen. Die Kirche muss sie mit Sympathie und Mitgefühl behandeln. Allerdings geht es dabei nicht so sehr um die Frage eines Kommunionempfangs, sondern vielmehr um ihre Einbindung in die Kirche. Sie müssen sich als Teil der Kirche fühlen.
Frage: Was war der Beitrag der afrikanischen Bischöfe in der Synode?
Brislin: Wie bereits bei der Synode 2014 haben die Bischöfe aus Afrika ihre Positionen klar vertreten und deutlich gemacht. Man sollte nicht vergessen, dass unsere Probleme, Erfahrungen und Herausforderungen nicht die gleichen sind wie im Westen. Für die Afrikaner sind Familien sehr wichtig. Im afrikanischen Verständnis wird die ganze Identität eines Menschen von der Zugehörigkeit zu seiner Familie geprägt – nicht von der Kernfamilie, sondern von der Großfamilie. Du bist, wer du bist, weil du zu dieser Familie gehörst. Das Familienleben der Afrikaner ist auch geprägt von Migration, Auswirkungen von Konflikten, von Menschenhandel. Das sind die eigentlichen Probleme der Afrikaner.