„Diese Frau lebt für dieses Projekt“, würdigt der Bischof „Mama Regina“. Warum sie das macht? „Ich bin eine Frau“, lautet ihre Antwort. Sie selbst hat das grausame Ritual nicht am eigenen Körper erlebt, musste sich aber gegen eine andere Stammestradition wehren. Als ihr Mann gestorben war, sollte sie an ihren Schwager zwangsverheiratet werden. Von Menschen- oder gar Frauenrechten wusste sie nichts, heute streitet sie dafür. Demnächst soll eine zweite Schul- und Schutzeinrichtung für Mädchen entstehen, die, wie schon die erste, vom Internationalen Missionswerk Missio München im Rahmen der „Aktion Furchtlos“ mitgetragen wird.
Mama Regina ist Missio-Gast im Monat der Weltmission
Noch bis Ende Oktober sind „Mama Regina“ und ihr Bischof zu Gast in Bayern und erzählen im Rahmen des Missionsmonats von ihren Projekten. Sie verheimlichen auch nicht die tödlichen Gefahren der Genitalverstümmelung. Geht etwas schief, wird keine ärztliche Hilfe geholt. Dann werden die Mädchen auf die Straße oder in die Büsche geworfen und so aus der Gemeinschaft ausgeschlossen, weil Gott das so gewollt habe. Erneut ist es dann oft die katholische Kirche, die die Opfer in Krankenhäuser bringt.
Doch die Eltern davon zu überzeugen, dass sie sich dem Ritual für ihre Kinder verweigern, ist nicht leicht. Viele haben Angst, dass ihre Familien dann verflucht werden. Sie motivieren deshalb die Töchter zur Flucht, wenn die sich nicht selbst schon dazu entschieden haben. Die Stammesältesten haben das registriert und wollen nun oft schon Acht- oder Neunjährige beschneiden lassen.
Selbst wenn ein Mädchen den Eingriff überlebt, an ihrem Status ändert sich allen Vorhersagen zum Trotz nichts. „In vielen Staaten Afrikas sind Frauen zweitrangig. Wir versuchen hart zu arbeiten, aber unsere Arbeit wird als wertlos angesehen“, resümiert „Mama Regina“. Dabei sammeln sie Brennholz, kochen das Essen und halten das Heim sauber. Deshalb will die Afrikanerin weiter aufklären. Denn selbst ältere Frauen seien vor einer Beschneidung nicht sicher, wie eine 40-jährige Frau bei der Geburt ihres Kindes bitter erfahren musste.
Von Barbara Just (KNA)
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