Die Hilfswerke waren schnell im Nothilfeeinsatz, versorgten die Menschen, die vor dem Syrien-Konflikt oder der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geflohen waren, mit Grundnahrungsmitteln, Hygieneartikeln, Kerosin. Dann kamen Einkaufsgutscheine und Bargeldauszahlungen hinzu. „Wir wollen die Menschen nicht normieren nach dem Motto ‚für jeden einen Sack Reis‘“, sagt Linda Tenbohlen von Caritas international. An langfristige Wiederaufbauprojekte sei auch jetzt noch nicht zu denken. „Aber der immense Druck ist raus; die Menschen sind beständiger“, ergänzt ihre Kollegin Anne Dreyer von der Diakonie Katastrophenhilfe.
Rehabilitationskurse für Vertriebene
So wie in Bazyan im Regierungsbezirk Suleymaniyah. „Freundschaft.“ „Selbstbewusstsein.“ „Anderen helfen.“ „Ehrlich sein“, klingt es aus der Runde im Kursraum des „Community Centers“ der Diakonie-Partnerorganisation REACH (Rehabilitation, Education and Community Health). An diesem Vormittag suchen elf junge Frauen und Männer nach einem gemeinsamen Nenner: für das, was allen im Leben wichtig ist. Nach anfänglicher Skepsis zählen die angebotenen Kurse des Zentrums inzwischen 320 Teilnehmer; die Warteliste ist lang. Hier kommen alle zusammen, Vertriebene und Flüchtlinge, Kurden, Syrer und Jesiden.
Angeboten wird praktischer Unterricht etwa im Lesen, für Tätigkeiten am Computer oder handwerkliche Fähigkeiten. Zugleich gibt es psychosoziale Kurse mit Zielen wie Team- und Vertrauensbildung. „Ein völlig neues Konzept in diesem Teil der Welt“, sagt Projektmanagerin Alamara Bettiuni – eines, das aufzugehen scheint. „Sie haben mein Haus genommen, aber sie können mir nicht meine Zukunft nehmen“, steht in geschwungenen Buchstaben an der Tafel. Das Selbstbewusstsein, das die Teilnehmer des Psychosozialprogramms ausstrahlen, lässt daran wenig Zweifel.