Einige Meter von den Pfingst-Baptisten stehen am Stadion von São Paulo Vertreter der „Universalen Kirche vom Königreich Gottes“, die einen eigenen TV-Sender und Radioprogramme besitzt und gerade in São Paulo für 200 Millionen Euro einen großen Tempel errichtet. Noch ein paar Meter weiter sind Missionare der „Assembleia de Deus“ (Versammlung Gottes) aktiv, mit über zwölf Millionen Mitgliedern die größte Pfingstkirche des Landes. Sie halten bunte Transparente hoch mit der Aufschrift „Jesus rettet“ und machen mit lauten Gesängen und Gitarren auf sich aufmerksam.
Ihre Flugblätter sind nicht nur auf Portugiesisch, sondern auch auf Englisch und Spanisch verfasst. Wer Lust auf ein längeres Gespräch hat, den bitten die Pfingstler in ihre Kirche an der nächsten Straßenecke. Von außen gleicht das Gotteshaus eher einer Garage. Im Inneren ist der Raum weiß gefliest. Auf einigen Tischen stehen Sandwiches und Getränke bereit.
„Gott hat mein Leben verändert“
„Die Liebe Gottes möchten wir den Menschen vermitteln. Nicht mehr und nicht weniger“, sagt der Baptist Isaias Soares. Der heute 47-Jährige trat vor sechs Jahren der Freikirche bei. Damals sei er drogenabhängig gewesen, jetzt sei er dank der Unterstützung der Kirche clean und könne wieder als Beamter arbeiten: „Gott hat mein Leben verändert“, sagt er. Aus Dankbarkeit opfert er nun seine Freizeit: Gelegentlich hilft er bei einer Essensausgabe für Obdachlose mit; an den Wochenenden missioniert er und verteilt Flyer im Stadtzentrum. „Den Rest überlasse ich dem Heiligen Geist.“
Dem Wirken des Geistes werden in den Pfingstkirchen geradezu magische Fähigkeiten zugeschrieben. Sie stellen die Heilung von Krankheiten, ein glückliches Leben im Diesseits und Erlösung im Jenseits in Aussicht. „Sie versprechen, die Probleme zu lösen, mit denen die Menschen jeden Tag konfrontiert sind“, sagt Professor Mariano. Daher sei der Zulauf in den Armenvierteln der Großstädte am größten, wo Kriminalität, Armut und Familienkonflikte das Leben bestimmen. „Die Kirchen sind die einzigen Orte, die Sicherheit bieten.“