In einem Land, das man eher mit einer provinziellen Denkweise in Verbindung bringen würde, steht man staunend vor der Weisheit, mit der die Kirchenführer sich beteiligen. Sie wissen genau, dass jeder Fortschritt, den sie in den Verhandlungen mit dem IWF durchsetzen können, auch Verbesserungen für Millionen weiterer Menschen rund um den Globus bedeuten kann, die in der Regel den Preis bezahlen müssen, wenn ein Land über seine untragbar gewordenen Schulden verhandeln muss.
Erwartungen der Kirchen
Die Kirchen haben ihre Erwartungen an die Verhandlungen ihrer Regierung mit dem IWF sehr klar zu Papier gebracht:
- Der IWF soll eine Streichung von wenigstens zwei Dritteln der Auslandsschulden Grenadas befürworten; damit stünde er im Einklang mit Schuldentragfähigkeitsanalysen, die seine eigenen Mitarbeiter jüngst vorgelegt haben.
- Die Regierung Grenadas soll über die Schulden in transparenter Weise verhandeln. Wenn sie Vorschläge des IWF oder der Gläubiger für eine Umschuldung erhält, soll sie diese der Zivilgesellschaft bekannt machen, um einen möglichst breiten Konsens in der Bevölkerung für ihre eigene Verhandlungsposition zu erreichen.
- Grenada soll die eigene Schuldentragfähigkeit nicht nur vom IWF beurteilen lassen, sondern darüber hinaus von einer unparteiischen Instanz.
- Jegliches Abkommen muss alle Gläubiger einschließen; nur so ist zu verhindern, dass nicht am Schuldenerlass teilnehmende Gläubiger von Grenadas wirtschaftlicher Erholung profitieren, oder versuchen, ihre Ansprüche auf Kosten der sozialen Leistungen des Staates durchzusetzen.
- Künftig müssen die Bürger/innen in die Lage versetzt werden, die Kreditaufnahme ihrer Regierung zu überwachen.
- Der Schutz der Armen und die Bewahrung von Arbeitsplätzen müssen in jedem Abkommen mit dem IWF höchste Priorität genießen.
Die weltweite Finanzkrise hat mehr als 70 Millionen Menschen weltweit in die extreme Armut getrieben, aber in Washington gewinnt man nicht den Eindruck, dass der IWF seine Lektion in Sachen Austeritätspolitik gelernt hat. Vielleicht bleibt nun die kleine Sonntagsschule in Grenada nicht ohne Wirkung, und künftige Umschuldungen und Anpassungsprogramme nehmen das Schicksal der Armen tatsächlich wahr.
Sollten Sie sich an einem Sonntagmorgen vielleicht einmal an Grenadas berühmtem Strand, der Grande Anse, wiederfinden, vielleicht schauen Sie mal kurz in der Katholischen Blessed Sacrament Kirche herein. Es könnte sein, dass Sie mit vielen neuen Erkenntnissen über weltwirtschaftliche Zusammenhänge wieder herauskommen.
Von Eric LeCompte, Direktor des
JubileeUSA-Netzwerks
, Oktober 2013
Deutsche Übersetzung: Jürgen Kaiser,
Erlassjahr.de