Eine Lanze für eine konsequente Regulierung der Prostitution brach auch Carsten Moritz vom Bundeskriminalamt. Dazu müsse die Ausbeutung sexueller Dienstleistungen endlich „ein objektiver Straftatbestand“ werden. Bundeseinheitliche Zugangs- und Kontrollmöglichkeiten im Rotlichtmilieu seien nötig, die medizinischen Untersuchungsangebote für die Prostituierten müssten neu geregelt werden und das Einstiegsalter für die Ausübung von Prostitution auf 21 Jahre angehoben werden. Auch müssten mehr Ausstiegshilfen aus dem Milieu angeboten werden, und schließlich sollte auch über eine Regulierung der Werbung für Prostitution nachgedacht werden. Moritz begrüßte auch, dass mit der Umsetzung der EU-Richtlinie jetzt Ernst gemacht werde, er sei, sagte der Kriminalbeamte, „richtig euphorisch, dass es jetzt endlich weitergehen wird“. Wenn im Bundeslagebild des BKA für 2011 nur 640 Opfer des Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung statistisch erfasst seien, bei einer Dunkelziffer im vier- bis fünfstelligen Bereich, habe dies letztlich etwas mit den gesetzlichen Grundlagen zu tun, auf die polizeiliches Handeln sich stets stützen müsse. Dies bekräftigte – selbstkritisch – auch der Bundespolitiker Uhl mit den Worten: „Man kann der Polizei und den Staatsanwaltschaften keinen Vorwurf machen, wenn Politik nicht die gesetzlichen Voraussetzungen schafft, um den Menschenhandel wirkungsvoll zu bekämpfen.“
Fachberatungsstellen sorgen für qualifizierte Opferbetreuung
Die bei der Tagung anwesenden Vertreterinnen der Fachberatungsorganisationen
Jadwiga
und
Solwodi
, die tagtäglich mit Opfern des Frauenhandels zu tun haben, unterstrichen die Notwendigkeit, dass für die qualifizierte Opferbetreuung auch entsprechende Finanzmittel zur Verfügung gestellt werden müssten. Viele Beratungsstellen hätten Jahr für Jahr um eine ausreichende Finanzierung ihrer Personalstellen zu bangen.
Monika Cissek-Evans
von Jadwiga konnte deutlich machen, welche Bedeutung – nicht zuletzt unter dem Aspekt der Strafverfolgung der Täter – ein einfühlsamer Umgang mit den Opfern des Frauenhandels habe. Dazu brauche es aber professionelle Begleitung.