Frage: Haben die Menschen auch Angst vor den Islamisten?
Fricke: Wir sind ja nun als Christen in einem mehrheitlich muslimischen Land präsent. Hernán erzählte, dass die meisten Menschen – und insbesondere die jungen Leute, mit denen wir in unseren Berufsbildungszentren arbeiten – die radikale Islamisierung stark ablehnen. Sie wollen lieber lernen, wie man eine elektrische Schaltung verlegt, als sich in theologisch-religiöse Diskussionen zu verstricken. Das sind auch einfach junge Menschen, die mal einen ausländischen Film sehen oder Freizeitangebote wahrnehmen wollen. Durch die Scharia vermuten sie eine weitere Beschneidung ihrer Freiheiten.
Frage: Wie bewerten die Menschen den französischen Kampfeinsatz vor diesem Hintergrund?
Fricke: Meist positiv, zumindest im ersten Schritt. Hernán hat allerdings auch betont, dass er nicht weiß, was danach passiert. Zunächst einmal wird die Präsenz der französischen Truppen begrüßt, insbesondere wenn man berücksichtigt, wie das malische Militär von den islamistischen Gruppen überrannt worden ist. Hernán warnt jedoch auch vor einem zweiten Afghanistan. Mali ist unkontrollierbar. Es ist ein großes Land mit enormen Rückzugsmöglichkeiten. Es besteht die Gefahr, dass der Fokus jetzt am Anfang sehr stark auf Mali liegt, sich die Kameras jedoch bald wegdrehen und sich langfristig doch nichts ändert.
Das Interview führte Agathe Lukassek