Dass der Großteil der Frauen, der zur Zwangsprostitution gezwungen wird, aus osteuropäischen EU-Staaten stammt, ist kein Zufall: „EU-Osteuropäerinnen benötigen für die Einreise nach Deutschland kein Visum, lediglich ihren Personalausweis. Im Falle einer Polizeikontrolle droht ihnen allenfalls eine Geldstrafe, da Prostitution als Ordnungswidrigkeit und nicht als Straftat gilt“, erklärt Renate Hofmann, Leiterin der Beratungsstelle SOLWODI in Bad Kissingen. "SOLidarity with WOmen in DIstress" (SOLWODI) setzt sich seit über 25 Jahren für Frauen und Mädchen, die in Not geraten sind, ein: für Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution, Opfer von Beziehungsgewalt, von Zwangsheirat Bedrohte oder aus Zwangsehen Geflohene.
Auch das Büro der italienischen Konferenz der Frauenordensoberinnen (USMI) beschäftigt sich mit dem Phänomen des Handels von Frauen und Minderjährigen. Im Interview mit Radio Vatikan beklagt Schwester Eugenia Bonetti, Leiterin des Büros, das Ausmaß der Sklaverei: „Es mutet sehr seltsam an, dass diese fürchterliche Sklaverei des 21. Jahrhunderts trotz der langen Jahre, die wir bereits an diesem Problem arbeiten, nicht nachlässt: In Zahlen und Erscheinungsformen handelt es sich um eine Form der Sklaverei, die immer mehr im Wachsen begriffen ist. Die Minderjährigen nehmen heutzutage immer mehr zu. Es handelt sich um ein enormes Problem. Man spricht von zwölf Millionen gehandelten Menschen, von denen 80 Prozent für sexuelle Ausbeutung dienen. Wir sind immer mehr davon überzeugt: Wenn wir nicht eine Verminderung der Nachfrage erreichen, insbesondere des Sexualverkehrs gegen Zahlung, dann können wir dieses schreckliche Phänomen niemals besiegen.“