
Wadephul verteidigt Streichung der Mittel für Seenotretter
Berlin ‐ Das Auswärtige Amt will keine Mittel mehr für die zivile Seenotrettung ausgeben. Deutschland bleibe aber der Humanität verpflichtet, so Außenminister Wadephul. Kritik kommt von Hilfsorganisationen und Kirchen.
Aktualisiert: 27.06.2025
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Außenminister Johann Wadephul (CDU) hat das Aus für eine Unterstützung der Seenotrettung durch sein Ministerium bekräftigt. Er glaube nicht, dass es eine Aufgabe des Auswärtigen Amtes sei, Mittel für diese Form der Seenotrettung zu verwenden. Insofern habe er die Politik geändert, erklärte Wadephul am Donnerstag in Berlin. Deutschland bleibe aber der Humanität verpflichtet und werde sich auch immer sich an allen Plätzen der Welt dafür einsetzen, so der Minister.
In den aktuellen Haushaltsplänen sind keine Mittel für die finanzielle Unterstützung ziviler Seenotrettung vorgesehen. Hilfsorganisationen kritisieren die Entscheidung. In den vergangenen Jahren hatte die Bundesregierung die Seenotrettung im Mittelmeer mit jährlich zwei Millionen Euro gefördert.
Wadephul erklärte, seine Politik ziele darauf, Fluchtbewegungen mit diplomatischen Mitteln einzugrenzen. Zudem wolle er sich verstärkt mit Fluchtursachen beschäftigen. „Deutschland muss dort aktiv sein, dort, wo die Not am größten ist“, so Wadephul. Dass sei zum Beispiel im Südsudan der Fall, wo Deutschland mit Entwicklungshilfe-Mitteln helfe und wo verschiedene Hilfsverbände aktiv seien.
„Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt“
Der evangelische Flüchtlingsbischof Christian Stäblein kritisierte das Aus für die Hilfe. „Der staatliche Zuschuss für die zivile Seenotrettung war ein politisches Bekenntnis zur Humanität“, so Stäblein. Die Entscheidung der neuen Bundesregierung, diese rettende Hilfe einzustellen, sei das fatale Gegenteil. So bleibe es einmal mehr Aufgabe der Zivilgesellschaft, Menschenleben zu retten, Menschlichkeit und Völkerrecht zu verteidigen.
Die evangelische Kirche stehe an der Seite der zivilen Seenotrettung. Zugleich kündigte er an, dass es in diesem Jahr eine Kollekte zugunsten von United4Rescue, um die Rettung Geflüchteter in Seenot weiter zu unterstützen. „Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt“, so Stäblein. Die evangelische Kirche ist am Bündnis United4Rescue zur Seenotrettung beteiligt. Auch zahlreiche katholische Organisationen und Persönlichkeiten unterstützen das Bündnis, teilweise ideel, teilweise mit hohen Summen.
Der Geschäftsführer von SOS-Humanity, Till Rummenhohl, erklärte dazu, es sei wissenschaftlich mehrfach widerlegt worden, dass es einen Zusammenhang zwischen Fluchtbewegungen und der Präsenz von Rettungsschiffen im Mittelmeer gebe. Er nannte es alarmierend und gefährlich, wenn Falschbehauptungen von führenden deutschen Politikern die lebensrettende Arbeit von zivilgesellschaftlichen Organisationen diffamierten.
„Menschen fliehen über das zentrale Mittelmeer, weil sie keine Alternative haben, um Krieg, Gewalt, Diskriminierung, fehlenden Perspektiven und Klimawandel in ihren Herkunftsländern sowie Menschenrechtsverletzungen und Folter in Libyen oder Tunesien zu entfliehen, so Rummenhohl. Der sogenannte Pull-Faktor sei ein Mythos.
KNA

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