Ein Mann schließt einen Altkleider-Container nach einer Kleiderspende am 11. September 2024 in Bonn.
Erste Sammelcontainer abgebaut

Droht gemeinnützigen Altkleidersammlern das Aus?

Essen  ‐ Der Markt für Alttextilien befindet sich im freien Fall. Verbände wie das Deutsche Rote Kreuz bauen erste Sammelcontainer ab. Ein Verband warnt vor „ökologischem Wahnsinn“ und fordert schnelle Finanzierungshilfe.

Erstellt: 26.06.2025
Aktualisiert: 26.06.2025
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Den gemeinnützigen Altkleidersammlungen durch Malteser, Kolping, Caritas oder das Deutsche Rote Kreuz (DRK) droht nach eigenen Angaben das Aus. „Es fragen sich derzeit alle Sammler, ob und wann sie die Reißleine ziehen und ihre Container abbauen sollen. Die gemeinnützige Sammelstruktur, wie wir sie in Deutschland kennen, steht akut im Feuer“, erklärte Thomas Ahlmann, Geschäftsführer des Dachverbands der gemeinnützigen Sammler FairWertung, auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Grund dafür ist den Angaben zufolge die Situation auf dem Altkleidermarkt. So seien seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs Absatzmärkte in Osteuropa weggebrochen. Weiterhin nehme die Menge der Altkleider zu, während ihre Qualität gleichzeitig sinke. Denn in den Containern landet offenbar immer mehr Ultra Fast Fashion, die zum Weiterverkauf ungeeignet ist. Alles zusammen sorge für fallende Preise bei Alttextilien. So rechnen die Malteser auf Anfrage etwa vor, dass sie pro Tonne Altkleider aktuell im Schnitt 135 Euro bekommen, mindestens 200 Euro müssten es aber für eine „schwarze Null“ sein.

Die Sammler können ihre Kosten für Containerstellung, Sammlung und Verwaltung längst nicht mehr stemmen. Die ersten geben deswegen auf. Eine DRK-Sprecherin erklärte etwa: „In einzelnen Kommunen mussten sich DRK-Sammler in den vergangenen Monaten aus der Sammlung zurückziehen.“

FairWertungs-Chef Ahlmann warnt: „Gehen die Strukturen einmal zu Bruch, lassen sie sich schwer wieder aufbauen“. Für den Mülltrennungsweltmeister Deutschland sei der befürchtete Kollaps der Sammelinfrastruktur ein „ökologischer Wahnsinn“. „Altkleidung wird dann im Restmüll landen und verbrannt werden. Das ist nicht nur für Umwelt und Klima schlecht, sondern kostet auch“, sagt er. Die Kommunen müssten die Sammlung und Entsorgung dann komplett übernehmen. Den gemeinnützigen Organisationen entgingen zudem Einnahmen, mit denen sie ihre Dienste mitfinanzieren.

Der Dachverband fordert finanzielle Unterstützung. Laut Ahlmann müssen die Sammler erstens von Stellplatz- und anderen Gebühren befreit werden; zweitens müssten sie Fremd- und Störstoffe in den Containern - etwa Farbeimer - künftig kostenlos entsorgen dürfen; drittens sollten sich die Kommunen übergangsweise an den Kosten für die gemeinnützige Sammlung beteiligen.

Ahlmann bekundete die Hoffnung, dass sich Altkleidersammler mit den Kommunen vor Ort in dieser Hinsicht einig werden. Außerdem solle hierzulande 2028 eine Herstellergebühr eingeführt werden, die Unternehmen wie H&M, Zara und Co. zahlen sollen, um für das Recycling oder die Entsorgung ihrer Kleidung aufzukommen. Bis dahin könnte die Sammelinfrastruktur in Deutschland allerdings längst Vergangenheit sein. Zudem sei bislang noch offen, an wen die Herstellergebühr gehen soll. Ahlmann fordert: „Es ist dringend an der Zeit, das Gesetz zur erweiterten Herstellerverantwortung zu schreiben und die entsprechende Struktur dafür aufzubauen.“

KNA