Kardinal Matteo Zuppi, Erzbischof von Bologna (Italien) und Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz (CEI), spricht während der Vollversammlung der CEI, am 24. Mai 2022 in Rom.
Vermittlungsversuche im Auftrag von Papst Franziskus

China nächste Station für Friedensgesandten Zuppi?

Rom ‐ Er war schon in Kiew, Moskau und Washington. Nun soll die Ukraine-Friedensmission Kardinal Matteo Zuppi bald nach Peking führen.

Erstellt: 25.07.2023
Aktualisiert: 04.08.2023
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Die chinesische Hauptstadt Peking soll nächste Station des päpstlichen Friedensvermittlers Kardinal Matteo Zuppi sein. In einem Interview mit der spanischen Zeitschrift Vida Nueva hat Papst Franziskus am Rande des Weltjugendtags damit einen berichtet die italienischen Zeitung „La Repubblica“ bestätigt. Auch ein kürzlich in der katholischen italienischen Tageszeitung Avvenire veröffentlichter Leitartikel des Präsidenten der Gemeinschaft Sant'Egidio, Marco Impagliazzo, hatte bereits darauf hingedeutet. Impagliazzo steht Zuppi sehr nahe und die von ihm geleitete Organisation war bereits in der Vergangenheit an zahlreichen kirchlichen Friedensmissionen beteiligt. Der Zeitpunkt der Reise ist bislang unbekannt. Es wäre für den Erzbischof von Bologna die vierte Station auf seiner Mission – nach Kiew, Moskau und Washington.

Im Mai hatte Papst Franziskus den Kardinal zum Leiter einer Friedensmission zur Beendigung des Krieges in der Ukraine ernannt. Derzeit dreht sich der Auftrag vor allem um humanitäre Bemühungen sowie die Rückführung der nach ukrainischen Angaben etwa 20.000 zwangsweise nach Russland gebrachten Kinder. Darüber sprach Zuppi in der vergangenen Woche auch mit US-Präsident Joe Biden.

Unklar ist, wen Zuppi in Peking treffen wird. Der Heilige Stuhl unterhält keine offiziellen diplomatischen Beziehungen zu China. Ein 2018 geschlossenes, vorläufiges Geheimabkommen zu Bischofsernennungen in dem Land verbindet derzeit Peking und Vatikan. Im Oktober 2022 war das Abkommen um zwei Jahre verlängert worden. Zuletzt betonte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin immer wieder die Relevanz des Dialogs mit China. Das Abkommen sei dabei ein gewisser Fortschritt gewesen, weil es zuvor keine Möglichkeit zur Zusammenarbeit gegeben habe.

Impagliazzo: Konflikt muss multilateral gelöst werden

Für den Friedensexperten und Sant'Egidio-Präsidenten Impagliazzo geht es bei Zuppis Reisediplomatie vor allem darum, humanitäre Gesten zugunsten der Schwächsten zu erreichen, so beispielsweise „die Rückkehr der Kinder aus dem Donbass, die von den Russen ihren Familien weggenommen wurden.“ Da der russische Angriff auf die Ukraine vielerlei Länder betrifft und viele Länder dort ihre Interessen verfolgen, hält Impagliazzo neben einer Reise nach China Besuche in zahlreichen anderen Ländern für wichtig. „Konflikte, auch solche, an denen nur zwei Nationen direkt beteiligt sind, müssen immer – heute mehr denn je –multilateral gelöst werden“, so der Sant'Egidio-Präsident unter Verweis auf Reden der Päpste von Paul VI. bis Franziskus vor den Vereinten Nationen in New York.

dr/KNA

04.08.2023: China-Besuch bestätigt

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