Für ein Leben in Würde

Ausstellungen über Chancen und Probleme „freiwilliger Rückkehr“

Mainz  ‐ Viele Frauen kommen in der Hoffnung auf ein besseres Leben nach Deutschland - wollen oder können aber nicht bleiben. Die Rückkehr ins Herkunftsland ist oft nicht einfach. Wie das gelingen kann, zeigt eine Schau in Mainz.

Erstellt: 26.06.2023
Aktualisiert: 25.10.2023
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Von Anna Fries (KNA)

Migrantinnen, die nicht abgeschoben werden, sondern Deutschland verlassen, um in ihrem Herkunftsland zu leben, gehen freiwillig – so legt es die Formulierung „freiwillige Rückkehr“ nahe. Welche Chancen das für Frauen mitbringen kann, welche Zwänge aber andererseits auch eine Rolle spielen, darauf geht eine Ausstellung ab Mittwoch im Mainzer Landtag ein. Sie entstand zusammen mit der Frauenhilfsorganisation Solwodi, die seit rund 30 Jahren Migrantinnen bei der Rückkehr begleitet.

So wie die 21-jährige Magarita B., die mit ihrem Sohn nach El Salvador zurückging. Zu ihrer Rückkehr hat sie Solwodi wie 22 andere Migrantinnen 2021 und 2022 regelmäßig berichtet. Daraus entstanden Collagen mit Zitaten, Fotos und Entwicklungsschritten. Die Namen der Frauen wurden für die Schau anonymisiert. „Ich hatte Angst vor meiner Rückkehr“, heißt es auf Magaritas Collage. Sie habe nicht gewusst, wie es weitergehen solle. Die Begleitung habe ihr Sicherheit geben, eine Perspektive und Hoffnung. Aktuell mache sie ihren Schulabschluss nach.

Die Entscheidung zur Rückkehr sei nie einfach und oft nicht freiwillig, sagte die Solwodi-Vorsitzende Maria Decker. Oft kämen die Frauen aus schwierigen Verhältnissen, hätten Gewalt und sexuelle Ausbeutung erlebt. „Die Frauen kamen nicht ohne Grund nach Deutschland“, betonte Decker. Manche seien unter Zwang hergebracht oder mit Versprechen gelockt worden, andere vor Krieg, Zwangsheirat, Genitalverstümmelung oder männlicher Gewalt geflüchtet.

Perspektive entwickeln

Selten hätten sich die Umstände und die Wirtschaftslage in den Herkunftsländern bis zur Rückkehr verbessert, sagte Decker. Deshalb sei die Gefahr groß, dass sich die Frauen schnell in der gleichen Lage wiederfänden. Wichtig sei, dass Rückkehrerinnen den Lebensunterhalt für sich und ihre Kinder selbst verdienen könnten. Ansonsten drohten Abhängigkeiten und Ausbeutung. Auf eigenen Beinen zu stehen sei auch wichtig, um einem oft negativen Abstempeln durch die Familie zu entgehen. Denn vielen werde vorgehalten, es in Europa nicht geschafft zu haben.

Im Rückkehrprogramm hilft Solwodi, eine Perspektive zu entwickeln. Die Organisation finanziert Ausbildungen, Schulbesuche, Praktika, Wohnungen und Gründungen. Ohne diese Hilfen könnten sich Frauen Bildung oft nicht leisten, weil sie den Lebensunterhalt - auf welche Art auch immer - zusammenbekommen müssten, sagte Programmleiterin Charlotte Becker. In 50 Ländern vermittelt Solwodi Kontakte zu Partnerorganisationen, die vor Ort helfen können. Geld allein helfe meist nicht, sagte Becker. „Die Frauen kehren oft in patriarchale Gesellschaften zurück, in denen sie kaum Rechte haben, ihnen Gewalt droht und es keine Schutzräume gibt.“

Schwierige Rückkehr

Wer sich für eine Rückkehr entscheidet, habe oft keine Bleibeperspektive in Deutschland, so die Hilfsorganisation. Manche Frauen hätten sich jahrelang von Duldung zu Duldung gehangelt und mit unsicherem Aufenthaltsstatus gelebt. Einige wenige kämen in Deutschland nicht zurecht oder sehnten sich nach Kindern oder Familie, die sie hätten zurücklassen müssen.

Dass die Rückkehr nicht einfach ist, zeigen mehrere Collagen. So ging die 37-jährige Aleksandra R. mit vier Kindern nach Tschetschenien zurück. Fotos auf ihrer Collage zeigen von ihr gebackene Torten und ihr Zertifikat als Konditorin. „Es läuft gut und dann schwierig“, schreibt Aleksandra. Sie wünsche sich ein kleines Haus für sich und die Kinder, „in dem wir frei von Unterdrückung sind“. Iryna B. musste 2021 mit zwei Kindern in die Ukraine zurück. Auch sie machte sich als Konditorin selbstständig und schreibt, sie habe schnell Kunden gehabt und mit Torten experimentiert. Doch der Krieg zerstörte viele ihrer Pläne. 2022 schrieb sie Solwodi: „Wir haben Panzer in der Stadt, wir sind in Kellern.“

KNA