Adveniat-Bilanzpressekonferenz 2023 Overbeck, Maier, Himer
Geschäftsbericht 2022 vorgelegt

Adveniat warnt vor Gefahren für Demokratie in Lateinamerika

Essen ‐ Das kirchliche Hilfswerk Adveniat sieht die Demokratie in fast allen Ländern Lateinamerikas bedroht. Verächter der Demokratie gebe es auf allen Seiten des politischen Spektrums, sagte Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Martin Maier bei der Bilanzpressekonferenz in Essen.

Erstellt: 20.04.2023
Aktualisiert: 25.04.2023
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2,6 Millionen mehr als im Vorjahr konnte das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat 2022 für Menschen in Lateinamerika und der Karibik einsetzen, wie aus dem aktuellen Jahresbericht hervorgeht, der am 19. April 2023 in Essen vorgestellt wurde. Demnach hat Adveniat im zurückliegenden Geschäftsjahr vom 1. Oktober 2021 bis zum 30. September 2022 mit insgesamt 32,6 Millionen Euro rund 1.500 Projekte in Lateinamerika und der Karibik gefördert.

Aufgrund der massiven Preissteigerung für Lebensmittel und Energie infolge des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine setzten die von Adveniat geförderten Projekte vermehrt wieder bei den elementaren Grundbedürfnissen an, berichtete Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck. „Die Corona-Krise hat dafür gesorgt, dass Lateinamerika auf der Weltkarte des Hungers zurück ist; der russische Angriffskrieg trägt dazu bei, dass Hunger für immer mehr Menschen zum ständigen Begleiter wird“, so Overbeck.

Jeder fünfte Geflüchtete Weltweit kommt aus Lateinamerika

Bei der Bilanzpressekonferenz ging die Adveniat-Führung auch auf die aktuelle Situation in Lateinamerika ein. In fast allen Ländern Lateinamerikas sei die Demokratie bedroht. Verächter der Demokratie gebe es auf allen Seiten des politischen Spektrums, sagte Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Martin Maier am Mittwoch in Essen. Als aktuelle Beispiele nannte er Nicaragua, El Salvador und Venezuela.

„Wie in allen totalitären Regimen gibt es wenige Profiteure, die sich maßlos bereichern“, kritisierte Maier. Es fehlten die Bedingungen für eine wirkliche Demokratie: Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit, öffentliche Sicherheit, Pressefreiheit und ein Minimum an sozialer Gerechtigkeit. Dies seien aber auch die nötigen Rahmenbedingungen für Armutsbekämpfung, so der Adveniat-Geschäftsführer.

Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck sagte, die katholische Kirche sei in Lateinamerika „der entscheidende zivilgesellschaftliche Player, dem die breite Bevölkerung vertraut“. Allerdings bezahle sie dafür auch zuweilen einen hohen Preis.

Als Beispiel nannte Overbeck Bischof Rolando Jose Alvarez, der in Nicaragua zu 26 Jahren Haft verurteilt wurde, weil er sich kritisch über die diktatorischen Zustände unter dem Regime von Präsident Daniel Ortega geäußert hatte. Durch die kritische Haltung der katholischen Kirche und entsprechende Repressionen der Regierung erhielten auch andere Player wie evangelikale Freikirchen politischen Auftrieb, so Overbeck. Das sei eine neue Situation.

Um sich greifende Gewalt, soziale Unruhen, politische Verfolgung, fehlende Zukunftsperspektiven und Umweltzerstörung seien auch Ursachen für Flucht und Migration, erinnerte Bischof Overbeck. Auch daher komme jeder fünfte Geflüchtete weltweit aus Lateinamerika. Adveniat habe seine Weihnachtsaktion 2023 unter das Motto gestellt: „Flucht trennt. Hilfe verbindet.“

weltkirche.de/KNA

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