Krokodil bei Iquitos (Peru)
Vor dem Weltnaturgipfel in Montreal

Experte: Für weltweites Artensterben fehlt das Bewusstsein

Das Artensterben schreitet immer schneller voran. Der spanische Umweltökonom Pascual warnt daher vor einer globale Bedrohung.

Erstellt: 05.11.2022
Aktualisiert: 12.12.2022
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Für das weltweite Artensterben fehlt aus Sicht des spanischen Umweltökonomen Unai Pascual ein angemessenes Bewusstsein. „Viele Menschen haben das Ausmaß der Krise noch nicht begriffen. Der Verlust von Arten, Ökosystemen und genetischer Vielfalt ist eine globale Bedrohung“, sagte er einem Interview des „Spiegel“ vom vergangenen Samstag. Wenn die Menschen nicht handelten, stehe auch der Wohlstand auf dem Spiel. „Trotzdem gibt es, anders als bei der Klimakrise, kein angemessenes Bewusstsein für die Biodiversitätskrise.“

Mit Blick auf den 15. Uno-Weltnaturgipfel im Dezember in Montreal befürchtet Pascual, dass die „geopolitische Lage“ die Verhandlungen belasten würden. Die Finanzierung des globalen Naturschutzes stehe infrage. Schätzungen zufolge seien insgesamt rund 700 Milliarden Dollar jährlich notwendig, um die Ziele des im Entwurf vorliegenden Uno-Biodiversitätsübereinkommens zu erreichen. Die Zeit laufe davon. „Das Artensterben schreitet heute zehn bis hundertmal so schnell voran wie im Durchschnitt der vergangenen zehn Millionen Jahre. Rund eine Million Arten sind weltweit vom Aussterben bedroht.“

Die Natur liefere nicht nur Nahrung, Baumaterial, sauberes Wasser und Schutz vor Überschwemmungen. Sie habe auch soziale, kulturelle und religiöse Bedeutungen, die schnell übersehen und kaum wertgeschätzt würden, sagte der Fachmann. „Wie Natur in politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen bewertet wird, ist sowohl die Hauptursache für die Krise der biologischen Vielfalt als auch eine entscheidende Chance, sie zu lösen.“ Ein anderes Wertesystem werde auch den Umgang mit Natur verändern. „Ich glaube, wir wären glücklicher, wenn wir eine vielfältigere Verbindung zur Natur eingingen.“

Von der Konferenz in Montreal erhoffe er sich, dass es gelinge, weitere Impulse für tiefgreifende Veränderungen zu geben. „Wir müssen im globalen Norden unsere Gewohnheiten ändern, weniger kaufen, weniger verschwenden.“ Die Corona-Pandemie habe die Menschen gelehrt, dass Gesundheit, Wirtschaft und Umwelt nicht isoliert betrachtet werden könnten, betonte Pascual. „Viele haben sich während der Shutdowns mit der Natur verbunden und gespürt: Diese Verbindung gehört zum Kern unseres Menschseins.“

KNA