Gedenken für die Betroffenen des Kolonialismus am Ort der Afrika-Konferenz 1884 (Wilhelmst. 92, Berlin)
Justitia et Pax tagt zu Umgang mit kolonialem Erbe

Bischof Wilmer: Ort der Berliner Afrika-Konferenz sollte Gedenkstätte werden

Berlin ‐ Nur eine kleine Tafel am Sitzungsort erinnert bislang an die Berliner Afrika-Konferenz. Dabei haben dort 1884/85 die europäischen Kolonialmächte die Grundlagen zur Aufteilung Afrikas gelegt.

Erstellt: 31.10.2022
Aktualisiert: 31.10.2022
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Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat zu einer tieferen Auseinandersetzung mit den Folgen der Kolonialzeit für die Menschen in Afrika aufgerufen. „Nur gemeinsam werden wir gut und angemessen mit dem schwierigen Erbe umgehen können“, sagte Wilmer laut einer am Sonntag veröffentlichten Mitteilung der Deutschen Kommission Justitia und Pax (Gerechtigkeit und Frieden).

Wilmer, Vorsitzender der Kommission, sagte weiter, erfreulicherweise sei die Bereitschaft gestiegen, „sich mit dem ambivalenten Verhältnis von Kirche und Kolonialismus auseinanderzusetzen“. Er äußerte sich anlässlich eines gemeinsamen Besuchs des Gremiums im Berliner Humboldt Forum. Dabei sei „deutlich geworden, dass die eigentlichen Herausforderungen noch vor uns liegen“.

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Bei einer Führung durch die Afrika- und Nordamerika-Ausstellung im Humboldt Forum stellten die Kommissionsmitglieder fest, dass die kritische Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe wesentlich auf die Herstellung von partnerschaftlichen Beziehungen zielen muss. Das schließt, so Justitia et Pax, angesichts der Geschichte sowie bestehender Asymmetrien und Verletzungen die Bereitschaft mit ein, die notwendigen Konflikte, beispielsweise um Restitution, geduldig und konstruktiv auszutragen.

Den Angaben zufolge trafen sich die Teilnehmenden im Anschluss an die Führung zu einem Gedenken dort, wo früher die sogenannte Reichskanzlei stand, der Ort der Berliner Afrika-Konferenz. Dort hatten die europäischen Kolonialmächte 1884 die Grundlagen für die Aufteilung Afrikas geschaffen.

Wilmer forderte bei dem Besuch eine Neugestaltung der Stätte zu einem Ort des Gedenkens, der Begegnung und des Dialogs, zwischen Menschen aus Afrika und Europa. „Die Art und Weise, wie hier in der Wilhelmstr. 92 mit einer läppischen Tafel an die Berliner Konferenz erinnert wird, wird in keiner Weise den tiefen Verletzungen Afrikas gerecht.“ Der Ort markiere „eine schmerzhafte Lücke in unserem Gedächtnis“ und verkörpere „die europäische Ignoranz gegenüber afrikanischen Erfahrungen“.

Dem kritischen Gedächtnis komme eine wichtige Funktion für die Heilung der durch den Kolonialismus verursachten und bis heute nachwirkenden Verletzungen zu, so Bischof Wilmer. „Dazu brauchen wir Orte und Formate der Begegnung.“ Die Idee einer größeren Gedenkstätte an jenem Ort war zuletzt auf Veranstaltungen im Rahmen des Katholikentags in Stuttgart öffentlich debattiert worden.

Justitia et pax

Die Deutsche Kommission Justitia et Pax, 1967 gegründet, ist ein Forum der katholischen Einrichtungen und Organisationen, die im Bereich der internationalen Verantwortung der Kirche in Deutschland tätig sind. Sie ist deren gemeinsame Stimme in Gesellschaft und Politik und damit Akteurin des politischen Dialogs. Die Kommission erarbeitet kirchliche Beiträge zur Entwicklungs-, Friedens- und Menschenrechtspolitik Deutschlands und entwickelt Konzepte für die internationale Arbeit der katholischen Kirche.

dr/weltkirche.de

Mit Material von Justitia et Pax und KNA