Baby bekommt Schluckimpfung
Krankheit soll bis 2026 ausgerottet werden

Weltgesundheitsgipfel endet – 2,6 Milliarden Dollar für Polio-Bekämpfung

Mit einem klaren Bekenntnis zur Ausrottung der Kinderlähmung ist gestern in Berlin der Weltgesundheitsgipfel 2022 zu Ende gegangen. Zuletzt war die Krankheit auch in Ländern aufgetreten, die eigentlich als Polio-frei galten.

Erstellt: 19.10.2022
Aktualisiert: 19.10.2022
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Mehrere Länder und Initiativen wollen für die Bekämpfung von Polio insgesamt 2,6 Milliarden US-Dollar geben. Das teilte das Entwicklungsministerium am Dienstag in Berlin zum Abschluss des Weltgesundheitsgipfels mit. Mit dem Geld wolle die Weltgemeinschaft die Krankheit bis 2026 besiegen und dafür 370 Millionen Kinder gegen Polio impfen. Eine entsprechende Konferenz im Rahmen des Gipfels hatte in Berlin stattgefunden. Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) war Ko-Gastgeberin der Konferenz.

Deutschland hat demnach für dieses Jahr 35 Millionen Euro für die Globale Initiative zur Ausrottung von Polio (GPEI) zugesagt. Für das Jahr 2023 sind nach Ministeriumsangaben weitere 37 Millionen Euro unter Parlamentsvorbehalt vorgesehen. Zuletzt waren neue Poliofälle auch in Ländern aufgetreten, die eigentlich als Polio-frei gelten, darunter die USA, das Vereinigte Königreich und die Ukraine. Die neue GPEI-Strategie hat zum Ziel, Infektionsketten bis 2023 zu unterbrechen und Polio bis 2026 komplett auszurotten.

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Schulze erklärte im Anschluss an die Konferenz, Polio lasse sich nur besiegen, „wenn wir weltweit gegen die Krankheit vorgehen“. Es gebe nun eine realistische Chance, die Krankheit komplett auszurotten.

Seit der Gründung der Globalen Polioinitiative 1988 konnten demnach mehr als 2,5 Milliarden Kinder durch eine Impfung vor Polio geschützt werden. Die Zahl der Polio-Erkrankungen sei damit um 99 Prozent gesunken. Heute könnten mehr als 20 Millionen Menschen laufen, die sonst durch das Virus gelähmt gewesen wären. Deutschland sei drittgrößter staatlicher Geber für die GPEI und hat bisher 772 Millionen US-Dollar zur Verfügung gestellt.

Nach Veranstalterangaben nahmen rund 60.000 Menschen online am Weltgesundheitsgipfel teil. Über 4.100 Teilnehmende aus 141 Ländern waren demnach vor Ort in Berlin.

„Wir alle sind uns der vielen, sich überschneidenden Krisen auf der ganzen Welt bewusst. Sie verursachen vermeidbare Todesfälle und Krankheiten und verwehren den Menschen den Zugang zu notwendigen Behandlungen“, so der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus. „Es sind viele, sie sind groß und sie sind komplex – aber sie sind nicht unüberwindbar.“

Während des Treffens sei eine „außergewöhnliche Energie“ und ein „großes Engagement für unser Ziel, globale Gesundheit zu einer politischen Entscheidung zu machen“, zu beobachten gewesen, sagte der Präsident des Weltgesundheitsgipfels, Axel R. Pries. „Ich fordere alle Entscheidungsträger weltweit auf, sich dafür zu entscheiden und ein gesundes Leben für alle auf einem gesunden Planeten zu gewährleisten.“

Von Birgit Wilke und Leticia Witte (KNA)

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