Schwester Anna und Katechisten laufen unter tropischen Bäumen
Weltgemeinwohl

Katholisches Engagement weltweit

Katholische Organisationen beteiligen sich aktiv an der Entwicklung der Einen Welt. Sie tun dies gemäß den Maßstäben der Weltgemeinwohlidee.

Erstellt: 22.07.2015
Aktualisiert: 13.09.2022
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Besonders die katholischen Hilfswerke sind hier zu nennen: Adveniat, Bonifatiuswerk, Caritas International, Kindermissionswerk „Die Sternsinger“, Misereor, Missio und Renovabis.

Die Leitidee eines „Weltgemeinwohls“ fordert eine globale Perspektive bei der Beantwortung der Frage, wie wir leben wollen. Diese Frage stellen wir uns nicht nur ausdrücklich als einzelne oder in gesellschaftlichen Foren wie dem kürzlich von der Bundesregierung initiierten Bürgerdialog. Wir geben vielmehr unausgesprochen bereits ständig Antworten auf diese Frage – durch die Vorlieben unserer individuellen Lebensführung ebenso wie durch die Prioritäten, die unsere Gesellschaften in Politik und Wirtschaft verfolgen. Die globale Perspektive verunsichert die scheinbare Selbstverständlichkeit, mit der wir im Alltag wissen, wie wir leben wollen. Sie konfrontiert uns mit Menschen, die ganz andere Prioritäten leben oder die – oft sogar als Folge unseres Lebensstils – nicht einmal in Ansätzen so leben können, wie sie gerne möchten. Die globale Perspektive konfrontiert uns auch mit den natürlichen Grenzen unseres Ökosystems Erde, die wir mit unserem Ressourcen- und Energiehunger und unseren Abfallbergen überdehnen.

Während die Globalisierung bisher stark von technologischen Möglichkeiten und wirtschaftlichen Interessen vorangetrieben und dominiert wird, bedeutet die Orientierung unseres Handelns und unserer Institutionen an einem Weltgemeinwohl, die Maßstäbe wieder gerade zu rücken: Wirtschaft, Wettbewerb und Wachstum dürfen sich weder zu eigenen Zielen verselbstständigen noch zu Instrumenten von Unrecht und Ungleichheit werden. Vielmehr haben sie dem Wohl aller Menschen und der gesamten Schöpfung zu dienen.

„Wirtschaft, Wettbewerb und Wachstum dürfen sich weder zu eigenen Zielen verselbstständigen noch zu Instrumenten von Unrecht und Ungleichheit werden.“

Global denken – lokal handeln

Um eine solche globale Gemeinwohlorientierung zu fördern, müssen wir auf allen Handlungsebenen tätig werden: individuell in unserer persönlichen Alltagsgestaltung, kollektiv in den verschiedenen Gruppen, in denen wir im Berufs- und Privatleben unterwegs sind, und politisch bei der Gestaltung unseres Gemeinwesens. Die alte Devise vom „global denken – lokal handeln“ gewinnt dabei neue Aktualität. Anknüpfungspunkte und Möglichkeiten dafür haben sich, unter anderem durch die neuen Medien, deutlich erhöht: beim kritischen Konsum oder ethischen Investment etwa, bei Möglichkeiten der Tauschwirtschaft oder von Reparatur-Initiativen, beim politischen Engagement für grundlegende Änderungen beim Wettbewerbsrecht oder in der Finanzmarktregulierung.

Eine zunehmende Herausforderung erwächst dabei aus der interkulturellen Kommunikation. Jenseits der alten Einteilungen von Nord und Süd, von „entwickelten“ und „unterentwickelten“ Ländern, entstehen durch Medien, durch Migration und durch Machtverschiebungen auf der geopolitischen Landkarte neue Kommunikationssituationen, in denen nicht mehr einige wenige bestimmen können, was gut für alle ist. Darin liegt ein enormes Potenzial für die vielfältige Ausgestaltung der Leitidee eines Weltgemeinwohls, aber auch ein hoher Anspruch an die demokratische Beteiligung und die wirtschaftliche Teilhabe aller.

Die Hochschule für Philosophie in München und das Entwicklungswerk Misereor haben sich gemeinsam mit zahlreichen Dialogpartnern aus Asien, Afrika und Lateinamerika mit diesen Fragen und Ansprüchen auseinandergesetzt und ein Dossier zum Weltgemeinwohl erstellt.

Von Dr. Georg Stoll, Referent bei Misereor für den Bereich „Politik und globale Zukunftsfragen“