Jahrestagung Weltkirche und Mission 2013
Die Jahrestagung Weltkirche und Mission 2013 fand vom 27. bis 29. Mai in Würzburg statt. Unter dem Leitwort „Die Sklaverei ist nicht vorbei – Menschenhandel heute bekämpfen“ führte die Konferenz Weltkirche Fachleute aus dem Libanon, Indien, Weißrussland, Simbabwe und Mexiko sowie deutsche Akteure im Kampf gegen den Menschenhandel zusammen.
Aktualisiert: 08.09.2022
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Die Jahrestagung Weltkirche und Mission 2013 fand vom 27. bis 29. Mai in Würzburg statt. Unter dem Leitwort „Die Sklaverei ist nicht vorbei – Menschenhandel heute bekämpfen“ führte die Konferenz Weltkirche Fachleute aus dem Libanon, Indien, Weißrussland, Simbabwe und Mexiko sowie deutsche Akteure im Kampf gegen den Menschenhandel zusammen.
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Abschlusserklärung der Jahrestagung Weltkirche und Mission 2013
Die Sklaverei ist nicht vorbei – Menschenhandel heute bekämpfen“. Zu diesem Thema versammelten sich vom 27. bis 29. Mai 2013 weltkirchliche Akteure aus ganz Deutschland in Würzburg. Als Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben wir uns mit den komplexen Herausforderungen des durch den Menschenhandel bedingten globalen Unrechts befasst. In unserem Engagement gegen den Menschenhandel sind wir den Opfern und unseren Partnern weltweit verbunden, die unter hohen Risiken diesen Menschen zur Seite stehen.
Erschütternde Berichte über das Leid der Opfer des Menschenhandels in Mexiko, Indien, Weißrussland, Libanon, Simbabwe und auch in Deutschland haben uns eindrucksvoll die unterschiedlichen Gesichter des Menschenhandels vor Augen geführt.
Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) geht davon aus, dass allein in der Europäische Union rund 880.000 Menschen leben, die von Menschenhandel betroffen sind. Die unter dem Begriff Menschenhandel zusammengefassten Phänomene sind vielgestaltig und beziehen sich auf unterschiedliche Formen krimineller Aktivitäten, insbesondere zum Zweck der sexuellen Ausbeutung und zum Zweck der Ausbeutung der Arbeitskraft. Weitere Tatbestände wie Zwangsverheiratung, erzwungene Betteltätigkeit, Organhandel und illegale Adoptionen gehören ebenfalls zu den Erscheinungsformen des Menschenhandels.
Die „EU-Richtlinie zur Bekämpfung des Menschenhandels“, die 2011 verabschiedet wurde, zielt auf einen besseren Schutz der Opfer, sieht aber auch eine deutlich schärfere Verfolgung der Täter vor. Diese EU-Richtlinie sollte bis April 2013 von allen Mitgliedsstaaten in nationales Recht umgesetzt werden, was bisher aber nur in sechs Staaten geschehen ist. Auch die Bundesrepublik Deutschland hat diese Frist verstreichen lassen.
„Der Menschenhandel ist die am weitesten verbreitete Sklaverei unseres Jahrhunderts.“
Als Christen sind wir herausgefordert, die Sendung Jesu Christi fortzuführen. Diese besteht darin, den Armen die gute Nachricht zu bringen, den Gefangenen die Entlassung zu verkünden, den Blinden das Augenlicht und die Zerschlagenen in Freiheit zu setzen (vgl. Lk 4,18–19). Jesus war gesandt, allen Menschen das Leben in Fülle zu verheißen (vgl. Joh 10,10). Diesem Sendungsauftrag verpflichtet, können wir Christen uns nicht mit dem himmelschreienden Unrecht des Menschenhandels abfinden, der Menschen zu einer reinen Ware degradiert und ihre Würde missachtet.
Von Papst Franziskus fühlen wir uns ermutigt, wenn er noch vor seiner Wahl den versammelten Kardinälen erklärt: „Die Kirche ist aufgerufen, aus sich selbst herauszugehen und an die Ränder zu gehen. Nicht nur an die geografischen Ränder, sondern an die Grenzen der menschlichen Existenz: die des Mysteriums der Sünde, die des Schmerzes, die der Ungerechtigkeit, die der Ignoranz, die der fehlenden religiösen Praxis, die des Denkens, die jeglichen Elends.“
Wir sind uns bewusst geworden, dass wir durch unseren Konsum und Lebensstil unter Umständen auch Nutznießer des Menschenhandels werden können.
Als weltkirchliche Akteure verpflichten wir uns daher selbst:
- Wir unterstützen unsere Projektpartner weltweit in ihren Initiativen zur Bekämpfung des Menschenhandels. Dazu gehören der Aufbau von Beratungsstrukturen und die Schaffung von Einrichtungen zum Schutz und zur Versorgung der Opfer. Im Dialog mit unseren Partnern entwickeln wir gemeinsam Sensibilität für Situationen von Ausbeutung und Menschenhandel und regen entsprechende Bemühungen an. Wir sind aufgefordert, gemeinsam die Ursachen und Bedingungen von Menschenhandel aufzudecken und zu bekämpfen.
- Wir verstärken Vorhaben der Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, um in Deutschland über die Hintergründe des Menschenhandels und die damit verbundenen Herausforderungen zu informieren. Wir fördern ebenso Initiativen in unseren Partnerländern zur Aufklärung über Gefährdungen und Ausbeutungsversuche durch verbrecherische Organisationen des Menschenhandels.
- Wir suchen Gespräche mit Verantwortungsträgern in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um auf Phänomene von Menschenhandel aufmerksam zu machen, den Kampf gegen das organisierte Verbrechen zu intensivieren und Gerechtigkeit für die Opfer des Menschenhandels einzufordern.
Von der Bundesregierung bzw. den Länderregierungen und den Parlamenten fordern wir:
- die unverzügliche und vollständige Umsetzung der „EU-Richtlinie zur Bekämpfung des Menschenhandels“ in deutsches Recht,
- eine an der Realität orientierte kritische Überprüfung des Prostitutionsgesetzes vom Dezember 2001,
eine kostendeckende Regelfinanzierung für Fachberatungsstellen und für sichere Unterbringung der Opfer von Menschenhandel in geeigneten Schutzunterkünften, - eine Bleiberechtsregelung für die Opfer des Menschenhandels, die humanen Anforderungen genügt und die Strafverfolgung der Täter erleichtert.
Unsere Anerkennung gebührt den vielen Frauen und Männern, die sich unermüdlich für die Rechte der Betroffenen und die Achtung ihrer Menschenwürde einsetzen. In diesem Bereich ist eine tatkräftigere Unterstützung durch Männer erforderlich. Denn das Thema geht uns alle an.
Konferenz Weltkirche
In der Konferenz Weltkirche, die die Jahrestagung organisiert hat, sind Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz, der Ordensgemeinschaften, der Diözesen, der katholischen Hilfswerke, des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und weiterer weltkirchlicher Einrichtungen vertreten. Die Konferenz Weltkirche dient der Koordinierung und Intensivierung der weltkirchlichen Arbeit der katholischen Kirche in Deutschland.
Aktiv gegen Menschenhandel
Würzburg ‐ Mit einem Appell, Menschenhandel und Sklaverei in ihren modernen Formen wirksam entgegenzutreten, ist heute die „Jahrestagung Weltkirche und Mission“ in Würzburg zu Ende gegangen. Die 140 Teilnehmer aus der Deutschen Bischofskonferenz, dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken, den Hilfswerken, Diözesen und Ordensgemeinschaften befassten sich drei Tage lang mit den komplexen Zusammenhängen und den dramatischen Folgen dieser besonders erniedrigenden Ausbeutung von Menschen. Menschenhandel
Schätzungen zufolge sind 28 Millionen Menschen weltweit Opfer von Menschenhändlern. Sexuelle Ausbeutung und kriminelle Ausbeutung der Arbeitskraft stehen dabei im Vordergrund.
Referentinnen aus Osteuropa, Lateinamerika, Afrika und Asien berichteten von ihren Erfahrungen im Kampf gegen die menschenunwürdigen Praktiken. „Die Opferzahlen, mit denen wir konfrontiert sind, sind erschreckend. Aber schlimmer noch: Hinter jeder Statistik stehen Einzelschicksale“, erklärte Marita Ishwaran von der indischen Kinderschutzorganisation NEG-Fire.
Najla Chahda, Direktorin der Caritas Libanon, gab einen Einblick in die bedrängenden Lebensbedingungen von Hausangestellten, die oft sklavenähnlichen Verhältnissen unterworfen sind. Die Organisation „Malinowka“ aus Weißrussland will zur Prävention von Menschenhandel beitragen, indem sie junge Männer und Frauen über die Anwerbepraktiken von Menschenhändlern aufklärt.
Bei der Tagung wurde deutlich, dass die Hilfswerke und eine Reihe von Orden gemeinsam mit ihren Partnern wichtige Mitträger einer internationalen Bewegung gegen Menschenhandel und Versklavung sind. Sie unternehmen dabei auch Anstrengungen für eine stärkere Sensibilisierung innerhalb der Ortskirchen.
Jahrestagung fordert Überprüfung des Prostitutionsgesetzes von 2002
Die Jahrestagung unter Leitung des Vorsitzenden der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg), forderte von der Politik eine kritische Überprüfung des Prostitutionsgesetzes von 2002 und die vollständige Umsetzung der „EU-Richtlinie zur Bekämpfung des Menschenhandels“ (2011) in nationales Recht.
Die Richtlinie zielt darauf ab, den Opferschutz zu verstärken, und sieht härtere Strafen für Täter vor. Ihre Umsetzung steht auch in Deutschland noch aus. Darüber hinaus votierte die „Jahrestagung Weltkirche und Mission“ für eine verbesserte Finanzierung der Fachberatungsstellen, die sich der Opfer von Menschenhandel annehmen.
„Wir müssen diesem Skandal eine größere Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit verschaffen und werden gegenüber der Politik verstärktes Engagement anmahnen.“
Erzbischof Schick bekräftigte die Entschlossenheit der Kirche, ihren Beitrag zur Bekämpfung des Menschenhandels zu leisten: „Wir müssen diesem Skandal eine größere Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit verschaffen und werden gegenüber der Politik verstärktes Engagement anmahnen.“
Veranstalter der Tagung war die „Konferenz Weltkirche“, in der die Deutsche Bischofskonferenz, die deutschen Bistümer, die Hilfswerke, die Deutsche Ordensobernkonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken in weltkirchlichen Fragen zusammenarbeiten.
Menschenhandel heute bekämpfen
Würzburg ‐ Die Teilnehmenden der Jahrestagung Weltkirche und Mission 2013 zum Thema „Die Sklaverei ist nicht vorbei – Menschenhandel heute bekämpfen“ haben sich entschieden gegen jegliche Praktiken des Menschenhandels ausgesprochen. Der Mensch hat eine unveräußerliche Würde und ist nicht des anderen Menschen Spielball.
„Be the change you want to see in society.” („Sei du selbst die Veränderung, die du dir für die Gesellschaft wünschst.“) Diese Worte Mahatma Gandhis gab Marita Ishwaran den Teilnehmenden am Ende der Jahrestagung mit auf den Weg. Sie war eine der Frauen, die mit ihren Erfahrungsberichten über den Kampf gegen den Menschenhandel das Schicksal der Betroffenen eindrücklich ins Bewusstsein der Teilnehmenden hob.
Sehen
Und genau das war das erklärte Ziel des ersten Tages: Bewusstsein schaffen für die himmelschreiende Ungerechtigkeit des Menschenhandels. Schon beim Einstieg empörte sich Sr. Dr. Lea Ackermann über die Situation von Zwangsprostituierten hier in Deutschland. Auch die vier folgenden Impulsreferate der weltkirchlichen Gäste
- Marita Ishwaran, Leiterin der National Education Group – Fire in Indien
- Najla Chahda, Direktorin des Caritas Lebanon Migrant Center im Libanon
- Prof. Dr. Irina Gruschewaja, Leiterin des Projektes „Malinowka“ in Weißrussland
- Mónica Salazar, Leiterin des Colectivo contra la Trata de Personas in Mexiko
brachten die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer dazu, hinzusehen, in die Gesichter zu schauen, die in das grausame Spiel mit der Ware Mensch verwickelt sind:
Seien es die Eltern verschleppter Kinder, die – wie Marita Ishwaran erklärte – aus Unwissenheit über ihre Rechte oder aus Angst vor staatlichen Behörden oder gesellschaftlicher Ächtung nicht zur Polizei gehen, um das Verschwinden ihres Kindes zu melden.
Seien es die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas Libanon, die sich um junge, als Hausangestellte ausgebeutete Philippinerinnen kümmern, ihnen eine Schutzwohnung und Rechtsberatung zur Verfügung stellen, wie Najla Chahda informiert.
Seien es die wehrlosen Opfer, wie zum Beispiel die bettelnde Frau mit ihrem schlafenden, unter Drogen stehenden Kind im Arm – eine „Spielfigur“ organisierter Bettlerkriminalität. Im Hinterhalt: der Spieler, der den Gewinn allein sich selbst zuschreibt, wie Irina Gruschewaja berichtet.
Oder seien es die Drahtzieher des organisierten Verbrechens, die illegale Migranten auf dem Weg von Mexiko in die USA abfangen, kidnappen und zum Zweck der sexuellen Ausbeutung oder Arbeitsausbeutung weiterverkaufen – ein Beispiel von Mónica Salazar.
Urteilen
„Urteilen“ – ohne zu Verurteilen – war die Herausforderung des zweiten Tagungsschrittes im Dreischritt „Sehen-Urteilen-Handeln“. Das abscheuliche Spiel mit der Ware Mensch kann nur mit viel Sensibilität der verschiedenen Akteure im Kampf gegen den Menschenhandel ein Ende finden.
Ausprägungen hat das Spiel, das andere Menschen zum Objekt degradiert: Zwangsprostitution, Ausbeutung der Arbeitskraft, Organhandel, erzwungene Bettlertätigkeit, etc. Die von Menschenhandel Betroffenen sind Menschen in Abhängigkeits- und Ausbeutungsverhältnissen. Doch sie sind mehr als nur „Opfer“. Es sind Personen mit Würde. Ausbeuter, Machtbesessene und menschengemachte Strukturen treten ihre Würde mit Füßen. Dramatisch ist, dass vielen Betroffenen nicht bewusst ist oder viel zu spät bewusst wird, welches Verbrechen an ihnen verübt wird.
Die Metapher „Spiel“ verharmlost die brutale Realität des Menschenhandels. Dabei machen „gute Miene zum bösen Spiel“ nicht nur die kriminellen Menschenhändler. Ein jeder und eine jede ist mitverwickelt in das Spiel, das auf dem Feld eines zerbrechlichen Weltsystems ausgetragen wird, das verleitet, erbarmungslos die Spieler in Gewinner und Verlierer zu kategorisieren.
Dr. Norbert Cyrus vom Hamburger Institut für Sozialforschung gelang es, das böse Spiel mit der Brille des nüchternen Blicks zu betrachten, ohne die Kraft der Mobilisierung gegen dieses Unrecht zu schwächen.
Was zeigt der Begriff „Menschenhandel“ und was verdeckt er? Der inflationäre Gebrauch des Begriffs „Menschenhandel“ – sei es in Politik, Medien oder Zivilgesellschaft – zeigt, dass das weltweite Bewusstsein für diese moderne Form der Sklaverei gestiegen ist. Seit dem Inkrafttreten des UNO-Zusatzprotokolls Menschenhandel sind sehr viele nationale und internationale Akteure mit der Durchsetzung dieser Konvention befasst – eine positive Entwicklung.
Ebenso häufig wird der Begriff „Menschenhandel“ jedoch auch unreflektiert verwendet: Es wird verdeckt, dass der Terminus nicht die Ausbeutung eines Menschen an sich meint, sondern das Bringen in ein Ausbeutungsverhältnis.
Für jene, die in solchen Ausbeutungsverhältnissen gefangen sind, greifen die Schutzmaßnahmen nur an der Spitze der Pyramide – dort, wo der Zwang am größten ist. Doch die Grenzen zwischen Zwang und Freiwilligkeit, zwischen Freiheit und Unfreiheit sind fließend, was Cyrus anschaulich am Beispiel der Schuldknechtschaft in Indien verdeutlichte. Die Identifizierung der Ausgenutzten im bösen Spiel mit guter Miene ist schwer.
Die Botschaft vom „Leben in Fülle für alle“ (Joh 10,10) sprengt die Logik des Spiels zwischen Gewinnern und Verlierern. Prof. Dr. Ottmar Fuchs von der Universität Tübingen modellierte das Bild des liebenden und zuvorkommenden Gottes. Es ist keine Vorleistung zu erbringen, um als Mensch und als Geschöpf Gottes angenommen zu sein. Der Glaube ist nicht die Bedingung der Liebe Gottes, sondern ihr Ausdruck. Denn jede Wenn-Dann-Beziehung, jede Instrumentalisierung eines Menschen für eigene Zwecke, ohne seine Freiheit zu achten, ist eine (Vor-)Form des Menschenhandels. In dieser Erfahrung liegt die Kraft der Befreiung für Täter und Opfer der modernen Sklaverei. Das düstere Spielfeld der verschiedenen Formen des Menschenhandels ist Ort der Theologie. Im Engagement der verschiedenen Akteure gegen den Menschenhandel konkretisiert sich der christliche Glaube.
Konkretes Handeln
Im dritten Tagungsteil sollen Schritte konkreten Handelns gegangen werden. Die Hintergründe des Menschenhandels müssen offengelegt werden. Die Tagungsteilnehmer/innen und geladenen Experten wollen den Mechanismen auf die Schliche kommen, die „Spieler zu Spielfiguren“ verkümmern lassen. Mehrere Akteure, die im Kampf gegen den Menschenhandel unterschiedliche Erfahrungen mitbringen, trafen sich mit den Tagungsteilnehmern in fünf Arbeitsgruppen wieder:
- Ursula Gräfin Praschma, Abteilungsleiterin im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Nürnberg
- Monika Hartenfels, Geschäftsführerin von SOLWODI, Boppard, und Renate Hofmann, Leiterin der SOLWODI-Beratungsstelle, Bad Kissingen
- Bernd Brinck, Kriminalhauptkommissar im Landeskriminalamt Bayern, München
- Juliane von Krause, Geschäftsführerin „STOP dem Frauenhandel“ in München, und Burkhard Haneke, Geschäftsführer von Renovabis, für das „Aktionsbündnis gegen Frauenhandel“, Bayern
- weltkirchliche Gäste der Jahrestagung Weltkirche und Mission 2013
Vehemente Stimmen und bedachte Worte vermittelten anschließend die Erkenntnisse der Arbeitsgruppen beim Podiumsgespräch mit Dr. Christian Klos, Leiter des Referats Ausländerrecht im Bundesministerium des Inneren. Die Mitarbeiterinnen der Beratungsstellen verliehen zum Beispiel einer in der Prostitution tätigen, nun schwangeren jungen Frau, ihre Stimme.
Nach der Offenlegung des an ihr verübten Verbrechens muss sie perspektivenlos in ihr Heimatland zurückkehren. Die engagierten Frauen nannten die Schicksale beim Namen und legten die Schwachstellen im Deutschen Asyl- und Aufenthaltsrecht offen.
Die Abschlusserklärung
Entschlossene Worte und konkrete Forderungen flossen in eine Abschlusserklärung , die die Tagungsteilnehmenden am dritten Versammlungstag gemeinsam verabschiedeten. In den Text der Erklärung verwoben ist das Anliegen der Teilnehmenden, auf politischer Ebene herrschende Spielregeln zu überdenken, die Menschenhandel begünstigen. Ebenso verwoben ist darin die Erkenntnis, dass jeder einzelne Mensch, jeder selbst unter Umständen Nutznießer des Menschenhandels ist oder werden kann – sei es durch achtlosen Konsum, einen unreflektierten Lebensstil oder durch bloßes Wegschauen.
Hinter den Selbstverpflichtungen und Forderungen der Tagungsteilnehmenden steht die Betroffenheit und Empörung über jedes würdevolle Gesicht, das die Maske eines bösen Spiels tragen muss und seiner Selbstbestimmung beraubt wird. Die Abschlusserklärung ist eine Aufforderung, ein faires und gerechtes Spiel zu spielen und dem Menschenhandel entgegenzuwirken.
Marita Ishwarans Aufruf, selbst die Veränderung zu sein, war ein mächtiger Impuls für alle Teilnehmenden und fordert konkret auf, den herrschenden Spielregeln entschlossen entgegenzutreten.
Von Magdalena Birkle, Diözesanstelle Weltkirche im Erzbistum Paderborn, und Lena Kretschmann, Redakteurin des Internetportals Weltkirche