Bischof aus dem Tschad ausgewiesen

Michel Russo, Bischof der Diözese Doba im Tschad, ist von der tschadischen Regierung des Landes verwiesen worden. Grund dafür sind kritische Äußerungen über fehlende Transparenz der Regierung über Einnahmen und deren Verwendung aus dem Erdöl-Geschäft.

Erstellt: 16.10.2012
Aktualisiert: 11.07.2015
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Michel Russo, Bischof der Diözese Doba im Tschad, ist von der tschadischen Regierung des Landes verwiesen worden. Grund dafür sind kritische Äußerungen über fehlende Transparenz der Regierung über Einnahmen und deren Verwendung aus dem Erdöl-Geschäft.

Das katholische Hilfswerk Misereor kritisiert die Ausweisung scharf und appelliert an die Regierung in N'Djaména, mit der tschadischen Bischofskonferenz in Kontakt zu treten. „Wir sind überrascht und erschrocken über diesen einmaligen Vorgang zwischen Staat und katholischer Kirche und hoffen, dass die Regierung die Ausweisung schnell revidiert", erklärte Maria Klatte, stellvertretende Leiterin der Afrika-Abteilung bei Misereor.

Bischof Michel Russo setzt sich seit 40 Jahren für Frieden und Gerechtigkeit im Tschad ein und initiierte zahlreiche Projekte zur Armutsbekämpfung in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Trinkwasser und ländlicher Entwicklung. In seiner Sonntagspredigt am 30. September hatte Russo kritisiert, dass die Mehrheit der tschadischen Bevölkerung kaum von den Erdöleinnahmen profitiere.

Flächendeckende Armut trotz Erdölreichtum

Der Tschad gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Seit Beginn der Erdölförderung Ende 2003 hat sich das Staatsbudget verfünffacht. Doch trotz der Einnahmen aus dem Erdölsektor bleibt die soziale Lage im Tschad sehr prekär. „Der Rohstoffreichtum ist bei der Bevölkerung nicht angekommen. Im Gegenteil: Die Menschen leben weiterhin in großer Armut", so Klatte.

Der Tschad strebt an, ein vollwertiges Mitglied in der internationalen Transparenzinitiative EITI (Extractive Industries Transparency Initiative) zu werden. Staaten, die EITI beitreten, verpflichten sich freiwillig, transparent über Zahlungen der Unternehmen im Rohstoffsektor an die Regierung zu berichten.

„Mehr Transparenz der Zahlungsflüsse ist ein entscheidender erster Schritt, damit die Bevölkerung in rohstoffreichen Entwicklungsländern wie dem Tschad, ihre Menschenrechte unter anderem auf Nahrung, auf sauberes Wasser und auf Gesundheit besser durchsetzen kann", so Klatte. Bürger in den betroffenen Ländern sollen so in die Lage versetzt werden, Rechenschaft von ihren Regierungen über die Höhe sowie über die Verwendung der Einnahmen aus diesem Sektor fordern zu können. Eine Ausweisung aus dem Land infolge einer Forderung nach mehr Transparenz durch Bischof Russo sei daher ein immenser Rückschritt in diesem wichtigen Prozess im Tschad.