
Feuerpause in Syrien für Flüchtlinge nutzen
Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst hat die Bundesregierung zu einem verstärkten Engagement für den Flüchtlingsschutz in Syrien aufgerufen. Sie solle die vereinbarte Feuerpause dafür nutzen, erklärten der Direktor des Dienstes, Pater Frido Pflüger, und der Regionaldirektor für den Mittleren Osten und Nordafrika, Pater Nawras Sammour, nach einem gemeinsamen Treffen mit Abgeordneten des Bundestags in Berlin.
Aktualisiert: 11.07.2015
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Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst hat die Bundesregierung zu einem verstärkten Engagement für den Flüchtlingsschutz in Syrien aufgerufen. Sie solle die vereinbarte Feuerpause dafür nutzen, erklärten der Direktor des Dienstes, Pater Frido Pflüger, und der Regionaldirektor für den Mittleren Osten und Nordafrika, Pater Nawras Sammour, nach einem gemeinsamen Treffen mit Abgeordneten des Bundestags in Berlin.
In einer am Donnerstagabend veröffentlichten Erklärung rufen sie dazu auf, insbesondere die im Land lebenden irakischen Flüchtlinge besser zu schützen. „Diese Menschen sind jetzt zum zweiten, teils zum dritten Mal vertrieben worden“, so Sammour. „Gerade für sie wäre ein Resettlement nach Europa eine Chance auf einen Neuanfang.“
Demgegenüber erhofften viele der rund 500.000 in Nachbarländer wie Jordanien, den Libanon und die Türkei geflohenen Syrer eine Rückkehr in ihr Heimatland, heißt es in dem Schreiben weiter. Hier gehe es darum, vor allem die Lebensbedingungen in den Camps zu verbessern, so Sammour. Gerade Jordanien sei mit der Versorgung der Menschen überfordert. Die Feuerpause wurde wegen des muslimischen Opferfestes ab Freitag vereinbart.

Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst gehört zu den Organisationen, die auch in den umkämpften Regionen Syriens noch arbeiten und den Menschen Hilfe anbieten. Aktuell betreibt er Zentren in Damaskus, Aleppo und Homs. Mehrere tausend binnenvertriebene Syrer sowie irakische Flüchtlinge werden hier täglich mit Lebensmitteln versorgt; ihre Zahl wächst beständig. Daneben ermöglicht der Jesuiten-Flüchtlingsdienst psychosoziale Hilfe und hat Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche aufgebaut. „Unser Angebot richtet sich an alle Hilfsbedürftigen, unabhängig von politischer oder religiöser Überzeugung“, sagte Sammour. „Wegen unserer begrenzten Mittel sind wir aber dringend auf Unterstützung angewiesen, um mit den wachsenden Aufgaben Schritt zu halten.“
Pflüger und Sammour betonten, in den aktuellen Auseinandersetzungen müssten insbesondere die Schwächsten geschützt werden. Dabei gehe es auch darum, zu verhindern, dass religiöse Minderheiten zwischen den Fronten zerrieben würden. „Nach den Übergriffen radikaler Muslime im Irak und in Ägypten beobachten gerade die syrischen Christen die Entwicklung in ihrem Land mit Sorge“, sagte Pater Sammour. Bislang bewege sich der Konflikt aber entlang der politischen, nicht der religiösen Linien.
„Wir können zu einer Einheit in Vielfalt zurückfinden, wenn wir erkennen, dass dieser Konflikt nicht nur einen Gewinner und einen Verlierer haben kann, sondern dass wir alle unser Bemühen um einen Konsens verstärken müssen.“, erklärte Pater Sammour. In diesem Sinne appellierte der Jesuit auch an die westlichen Staaten, zu einer friedlichen Lösung beizutragen. (KNA/Jesuiten-Flüchtlingsdienst)