Kritiker fordern neuen Entwicklungsdienst

Kritiker fordern neuen Entwicklungsdienst

Fast zwei Jahre nach Gründung der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) nimmt die Kritik an einer der größten Reformen in der deutschen Entwicklungshilfe zu. Der zuständige Minister Dirk Niebel (FDP) habe „schwerwiegende strategische Fehler“ gemacht, heißt es in einem bislang unveröffentlichten „Aufruf für einen neuen deutschen Entwicklungsdienst“, der der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt.

Erstellt: 03.12.2012
Aktualisiert: 11.07.2015
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Fast zwei Jahre nach Gründung der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) nimmt die Kritik an einer der größten Reformen in der deutschen Entwicklungshilfe zu. Der zuständige Minister Dirk Niebel (FDP) habe „schwerwiegende strategische Fehler“ gemacht, heißt es in einem bislang unveröffentlichten „Aufruf für einen neuen deutschen Entwicklungsdienst“, der der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt.

Hinter dem Papier stehen frühere Mitarbeiter des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED). Der DED gehörte mit zu den „Vorfeldorganisationen“ der Entwicklungszusammenarbeit, die Anfang 2011 in der GIZ aufgingen. In ihrem Aufruf machen sich die Unterzeichner für eine Neuauflage des DED stark. Dabei gehe es nicht um eine „einfache Wiederbelebung“, wohl aber um den Aufbau eines Dienstes, der außer vom Staat wesentlich stärker als bisher auch von Akteuren der Zivilgesellschaft wie Sozialverbänden oder Kirchen getragen werde.

Begründet wird der Vorstoß mit den besonderen Aufgaben des Entwicklungshelfers, der sich „ohne Erwerbsabsicht“ für eine bestimmte Zeit in der Entwicklungszusammenarbeit engagiere. Für diesen Gedanken sei in der GIZ, die mit ihren 17.000 Mitgliedern inzwischen wie ein Konzern agiere, kein Platz mehr.

Neupositionierung erforderlich

„Das Entwicklungshelfergesetz, das diesen Unterschied markiert, gilt unverändert und behält seine politische Berechtigung“, heißt es in dem Appell. Gerade angesichts einer sich weltweit verschärfenden „moralischen Krise“ sowie „der fortdauernden entwicklungs- und gesellschaftspolitischen Herausforderungen“ gelte es, den Dienst des Entwicklungshelfers neu zu positionieren.

Ein neuer Entwicklungsdienst müsse die veränderten Lebensbedingungen in den Entwicklungsländern, die globalen Probleme und die aktuellen Nord-Süd-Beziehungen widerspiegeln, schreiben die Initiatoren in ihrem Aufruf. Außerdem solle der Austausch von Freiwilligen und Helfern keine „Einbahnstraße“ sein, sondern auch den Aufenthalt von jungen und engagierten Menschen aus den Entwicklungsländern in Deutschland umfassen, wo sie beispielsweise in der Sozialarbeit eingesetzt werden könnten.

Veröffentlicht wird der Aufruf aus Anlass des „Internationalen Tags der Freiwilligen“ am 5. Dezember. Vom 24. bis 26. Mai findet ein Treffen in Werbellin bei Berlin statt, in dessen Rahmen über weitere Schritte beraten werden soll. Dazu haben sich den Angaben zufolge bereits mehr als 500 Personen angemeldet, meist aus dem Umfeld des früheren DED.