Würdigung für verstorbenen Ex-Primas Glemp

Politiker und Kirchenführer haben den früheren Primas der katholischen Kirche Polens, Józef Glemp, als historische Gestalt gewürdigt. Der Kardinal starb im Alter von 83 Jahren am Mittwochabend in einer Warschauer Klinik. Glemp war von 1981 bis zu seinem 80. Geburtstag im Dezember 2009 der „erste Bischof“ (Primas) der katholischen Kirche in Polen. Während des langen Pontifikats von Johannes Paul II. (1978–2005) war Glemp in Polen die tragende kirchliche Säule im Konflikt zwischen der kommunistischen Führung und der Gewerkschaft Solidarnosc sowie bei der Umwandlung Polens in einen freiheitlichen europäischen Staat.

Erstellt: 25.01.2013
Aktualisiert: 17.01.2023
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Politiker und Kirchenführer haben den früheren Primas der katholischen Kirche Polens, Józef Glemp, als historische Gestalt gewürdigt. Der Kardinal starb im Alter von 83 Jahren am Mittwochabend in einer Warschauer Klinik. Glemp war von 1981 bis zu seinem 80. Geburtstag im Dezember 2009 der „erste Bischof“ (Primas) der katholischen Kirche in Polen. Während des langen Pontifikats von Johannes Paul II. (1978–2005) war Glemp in Polen die tragende kirchliche Säule im Konflikt zwischen der kommunistischen Führung und der Gewerkschaft Solidarnosc sowie bei der Umwandlung Polens in einen freiheitlichen europäischen Staat.

Papst Benedikt XVI. würdigte am Donnerstag die Verdienste Glemps für die Kirche und sein Land. In einer Phase tiefgreifender sozialer und politischer Veränderungen in Polen und in Europa habe er das schwierige Amt an der Kirchenspitze bekleidet und „mit großer Klugheit viele Fragen und Probleme des politischen, sozialen und religiösen Lebens der Polen gelöst.“

Der Solidarnosc-Gründer und spätere Staatspräsident Lech Walesa lobte Glemp am Donnerstag für seine „kluge“ Rolle bei der Wende in Polen 1989: „Er war ein großer Primas.“ Glemp habe sich gegenüber den kommunistischen Machthabern genau richtig verhalten.

Der jetzige Primas, der Gnesener Erzbischof Jozef Kowalczyk, betonte, Glemp sei ein „leidenschaftlicher Priester, unermüdlicher Bischof und umsichtiger Primas“ gewesen. Das langjährige Oberhaupt der Polnischen Bischofskonferenz habe verstanden, „dass die Kirche in Polen immer mit der Nation verbunden und ihr bis zum Schluss treu ist.“

Zollitsch: Glemp bleibt nicht nur in Polen unvergessen

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, würdigte Glemp als „Kämpfer für seine Kirche und gegen den Kommunismus“. Er sei ein „Patriot und Europäer, vor allem ein Bekenner der Kirche und ein großer Hirte Polens“ gewesen. Er habe die katholische Kirche Polens „in einem der dunkelsten und später auch freudigsten Kapitel der Geschichte“ des Landes geführt. Erzbischof Zollitsch erklärte weiterhin, die katholische Kirche in Deutschland trauere um einen Hirten, „dem unser größter Respekt gebührt, dem wir für seinen unermüdlichen Einsatz zu Dank verpflichtet sind und der nicht nur in Polen unvergessen bleiben wird.“

Der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) erinnerte an „das starke Zeugnis von Kardinal Glemp in den dunklen Jahren des kommunistischen Regimes“. Er habe sich nicht nur für sein Land eingesetzt, sondern auch einen großen Beitrag zur Arbeit der Europäischen Bischofskonferenzen geleistet.

Bild: © KNA

Renovabis: ein maßgeblicher Förderer für die polnisch-deutsche Völkerverständigung

Das Osteuropahilfswerk der deutschen Katholiken, Renovabis, würdigte Glemp als maßgeblichen Förderer für die polnisch-deutsche Völkerverständigung. Der frühere Primas der katholischen Kirche in Polen und Erzbischof von Gnesen und Warschau habe nach der Wende das gemeinsame Wirken von Polen und Deutschen in der neugegründeten Solidaritätsaktion Renovabis persönlich sehr unterstützt, so der Geschäftsführer der Aktion, Dr. Gerhard Albert.

Für das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) drückte dessen Präsident Alois Glück in einem Beileidsschreiben an den amtierenden Primas Kowalczyk und den Vorsitzenden der Polnischen Bischofskonferenz, Kardinal Kazimierz Nycz, sein „tiefes Mitgefühl“ zum Tode Glemps aus. Während des Kommunismus habe Glemp stets mit friedlichen Mitteln versucht, den Konflikt zwischen Kirche und kommunistischem Staat zu moderieren, so Glück. Mit seiner Unterstützung der Verhandlungen am Runden Tisch habe er erheblich zum friedlichen Systemwandel in Polen beigetragen und die polnische Kirche auch durch den weiteren politischen und wirtschaftlichen Transformationsprozess bis zum EU-Beitritt 2004 geführt.

Landesweit wehten an öffentlichen Gebäuden die Nationalfahnen am Donnerstag auf Halbmast. Das polnische Parlament will Glemp heute mit einer Schweigeminute ehren. Der frühere Primas wird am kommenden Montag in der Warschauer Kathedrale beigesetzt. (KNA/DBK/Renovabis/ZdK)

Zur Person

Der Papst aus Polen berief Glemp 1981 auf den traditionellen Primassitz Gnesen und zugleich zum Erzbischof von Warschau. Die Leitung des Erzbistums Gnesen gab er 1992 ab, behielt jedoch den Primastitel, auch als er 2004 als Episkopats-Vorsitzender und 2007 als Erzbischof von Warschau abtrat. An seinem 80. Geburtstag gab er das Primasamt ab. In seine Ära als Primas fielen das Kriegsrecht, das General Jaruzelski nur wenige Monate nach Glemps Amtsantritt verhängte, und der EU-Beitritt seines Landes im Mai 2004, den er trotz Bedenken unterstützte. (KNA)