Gauck würdigt Adolph Kolping
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Gauck würdigt Adolph Kolping

Bundespräsident Joachim Gauck hat den Sozialreformer Adolph Kolping als „großen Deutschen“ gewürdigt. Der „überzeugte Christ“ habe sich leidenschaftlich für die sozialen Nöte der Menschen seiner Zeit interessiert, sagte Gauck bei einem Festakt zum 200. Geburtstag Kolpings am Wochenende in Köln. Der am 8. Dezember 1813 geborene katholische Priester gründete das nach ihm benannte Kolpingwerk, das sich für Familien, Bildung, Behinderte und die Eine Welt engagiert.

Erstellt: 04.02.2013
Aktualisiert: 11.07.2015
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Bundespräsident Joachim Gauck hat den Sozialreformer Adolph Kolping als „großen Deutschen“ gewürdigt. Der „überzeugte Christ“ habe sich leidenschaftlich für die sozialen Nöte der Menschen seiner Zeit interessiert, sagte Gauck bei einem Festakt zum 200. Geburtstag Kolpings am Wochenende in Köln. Der am 8. Dezember 1813 geborene katholische Priester gründete das nach ihm benannte Kolpingwerk, das sich für Familien, Bildung, Behinderte und die Eine Welt engagiert.

Vor dem Festakt am Samstag hatte das Staatsoberhaupt das Grab Kolpings in der Kölner Minoritenkirche besucht und dort an einem Gedenkgottesdienst teilgenommen. Die Veranstaltung war ein erster Höhepunkt des Festjahres zu Ehren des Gründers des Kolpingwerkes.

Gauck: Kolping war ein Praktiker

Gauck hob Kolpings Engagement für die verwahrlosten und gering gebildeten jungen Menschen während der beginnenden Industrialisierung im 19. Jahrhundert hervor. Dabei sei er kein „sozialer Reparateur“ gewesen. Vielmehr habe er als Praktiker die Menschen durch die Gründung von Gesellenvereinen dazu befähigt, sich zu bilden und selbstständig zu werden. „Diese Prinzipien Kolpings, die bis heute auch das weltweite Kolpingwerk prägen, tun der gesamten Gesellschaft gut“, sagte Gauck.

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Während damals andere den Klassenkampf propagiert hätten, habe sich Kolping nicht in der großen Vision eines diesseitigen Heils verloren und den Kontakt zur Wirklichkeit nicht aufgegeben, so Gauck. Zudem sei der Geistliche ein „besessener Publizist“ gewesen, der als Redakteur und Zeitungsgründer unermüdlich dabei war, die Missstände „unters Volk zu bringen“.

Einsatz für die Familie

Nach den Worten des Bundespräsidenten engagierte sich Kolping zudem besonders für die Familie, die dem Menschen als „das erste Netz“ Geborgenheit gebe und die „für unsere ganze Gesellschaft von lebenswichtiger Bedeutung“ sei. Dabei habe er Familie „nie ideal“, sondern immer als eine „neue Aufgabe“ verstanden. „Wie Einzelne können auch Familien schwach sein und brauchen Ermutigung, Befähigung, Ermächtigung“, betonte der Bundespräsident. Dies geschehe im Kolpingwerk beispielhaft.

„Das Christentum ist nicht bloß für die Kirche und die Betkammern, sondern für das ganze Leben.“

—  Zitat: Adolph Kolping

Auch aus dem gesellschaftspolitischen Engagement Kolpings heraus sei die christliche Soziallehre erwachsen, die die heutige soziale Marktwirtschaft und das Grundgesetz maßgeblich geprägt habe, betonte das Staatsoberhaupt. Heute gestalte das 1849 gegründete Kolpingwerk Politik und Gesellschaft praktisch mit. Besonders lobte Gauck den Einsatz für die berufliche Bildung, Menschen mit Behinderung und die Integration.

Im Gottesdienst sagte Kolping-Bundespräses Josef Holtkotte, dass das international agierende Kolpingwerk im Sinne des Gesellenvaters gesellschaftliche Strukturen verbessern wolle, um langfristig zu wirken. „Das Christentum ist nicht bloß für die Kirche und die Betkammern, sondern für das ganze Leben“, zitierte er ein Wort Kolpings.

Kolpingwerk

Das 1849 gegründete Kolpingwerk zählt nach eigenen Angaben bundesweit rund 260.000 Mitglieder in etwa 2.600 örtlichen Kolpingsfamilien. International verzeichnet das Werk circa 400.000 Mitglieder in 60 Ländern. Als katholischer Sozialverband beteiligt sich das Kolpingwerk an der sozialen und politischen Gestaltung der Gesellschaft. Schwerpunkte sind die Arbeit mit und für junge Menschen, das Engagement in der Arbeitswelt, der Einsatz für Familien und die Eine Welt.