Microsoft will billiges Smart- phone für Afrika lancieren
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Microsoft will billiges Smart- phone für Afrika lancieren

Ein billiges Smartphone, speziell für das Leben auf dem Kontinent zugeschnitten, soll die mobile Revolution nach Afrika bringen. Und nebenbei den afrikanischen Markt für Microsoft öffnen. Der Computerriese stellte zu Wochenbeginn sein neues „intelligentes“ Mobiltelefon vor. Das Gerät der Firma Huawei basiert auf dem Windows-Betriebssystem. Ab März soll es in Ägypten, Nigeria, Kenia, Elfenbeinküste, Angola, Marokko und Südafrika erhältlich sein.

Erstellt: 07.02.2013
Aktualisiert: 11.07.2015
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Ein billiges Smartphone, speziell für das Leben auf dem Kontinent zugeschnitten, soll die mobile Revolution nach Afrika bringen. Und nebenbei den afrikanischen Markt für Microsoft öffnen. Der Computerriese stellte zu Wochenbeginn sein neues „intelligentes“ Mobiltelefon vor. Das Gerät der Firma Huawei basiert auf dem Windows-Betriebssystem. Ab März soll es in Ägypten, Nigeria, Kenia, Elfenbeinküste, Angola, Marokko und Südafrika erhältlich sein.

Einen Preis teilte der IT-Konzern noch nicht mit, nur so viel: Durch geringe Anschaffungskosten solle „jeder“ in den Genuss des „Huawei 4Africa“ kommen können. Microsoft will nach eigenen Angaben bis 2016 „mehrere zehn Millionen Smartphones unter afrikanischen Jugendlichen verteilen“ – als Teil der Initiative „4Afrika“, mit der Microsoft mittels Technik „Afrikas globale Konkurrenzfähigkeit stärken“ möchte – vermutlich aber nicht ohne Eigennutzen.

Microsoft setzt sich hohe Ziele

Die Ziele klingen beeindruckend: Mit „4Afrika“ will der US-Konzern 100.000 afrikanischen Studienabgängern zu einem Job verhelfen, die Fähigkeiten von 100.000 Arbeitern verbessern und eine Reihe sozialer Projekte starten. Microsoft-Direktor Jean-Philippe Courtois erklärt, es habe „nie eine bessere Zeit gegeben, um in Afrika zu investieren“: Zugang zu Technologie, vor allem zu Smartphones, werde „Afrikas Konkurrenzfähigkeit um ein Vielfaches steigern“.

Der Konzern hat nach eigenen Angaben bereits Verträge mit rund

10.000 Partnern in Afrika, die in die Projekte einbezogen werden sollen, darunter der nigerianische Mobilfunkanbieter „Bharti Airtel“ oder der kenianische Handy-Riese „Safaricom“. Für das neue Smartphone gründete Microsoft die „AppFactory“, einen Bund von derzeit 30 bezahlten afrikanischen Studenten, die Applikationen für den Minicomputer entwickeln. Bislang gebe es 73 Windows-Apps; doch sobald das Team bei voller Auslastung arbeite, sollen die Studenten 90 Programme pro Monat herausgeben.

Auch abgelegene Dörfer sollen online gehen

Der wohl aufwendigste und kostspieligste Teil der Kampagne wird das Projekt „Mawingu“ (Kisuaheli für „Wolke“). Dessen hoch gestecktes Ziel sieht vor, abgelegene Dörfer im kenianischen Rift Valley mit dem Internet zu verbinden. Kleinbauern sollen sich auf diese Weise über Landwirtschaftstechniken informieren und Schüler sollen online auf Lernprogramme zugreifen können.

Technisch handelt es sich um ein Pilotprojekt in der verlassenen Savanne, denn Mobilität ist dort das oberste Gebot. In den Dörfern im Rift Valley gibt es weder Strom noch Telefonleitungen. Sendemasten sollen ihre Energie aus Solarzellen beziehen. Die Signale, die sie aus der regulären Internetleitung bekommen, senden sie dann als eine Art Super-WLAN an Rechner und Telefone. Genutzt werden soll dabei der sogenannte White Space: eine Frequenz, auf der in vordigitaler Zeit TV-Signale gesendet wurden.

Entwicklungshilfe oder Marktlücke?

Microsoft betont, mit seinem Engagement in Afrika die dortige Wirtschaft stärken und dem Kontinent auf die Beine helfen zu wollen; der Profit stehe im Hintergrund. Microsoft-Gründer Bill Gates (57) hat sich in den vergangenen Jahren mit seiner nach ihm benannten Stiftung stark in Sozial- und Gesundheitsprojekten engagiert. Kritiker vermuten freilich hinter der neuen Kampagne dennoch einen geschickten Zug, um den afrikanischen Markt zu erschließen.

Die Nachfrage nach günstiger Technik ist dort zuletzt rasant gestiegen, selbst in abgelegenen Regionen. 2012 brachte ein kongolesischer Unternehmer „Way-C“ heraus, das erste afrikanische Smartphone; Huawei überschwemmte bereits 2011 den kenianischen Handymarkt mit seinen Android-Smartphones für 50 US-Dollar (Tageskurs 37 Euro). Doch während in Europa bereits jeder zweite Handy-Nutzer ein Smartphone besitzt, bietet der Markt Afrika mit gerade mal zehn Prozent noch viel Platz für Neuauftritte.

Von Markus Schönherr

Aktion Saubere Handys

Die schöne Welt der Mobiltelefone hat eine dunkle, blutige Seite. Rebellengruppen im Ostkongo erobern Coltanminen und verkaufen illegal das seltene Erz, das für die Herstellung von Handys benötigt wird. Die Zivilbevölkerung wird brutal vertrieben. Mit der Unterschriftenkampagne „Aktion Saubere Handys“ ruft das Internationale Katholische Missionswerk Missio in Aachen alle Handynutzer dazu auf, an führende Mobilfunkunternehmen zu appellieren. Nokia, Apple, Samsung und RIM (BlackBerry) sollen zukünftig garantieren, dass ihre Handys wirklich sauber sind und die Unternehmen kein illegales Coltan aus der Konfliktregion verwenden, mit dem der Krieg finanziert wird.